Deutsches Trio hofft auf Sieg bei 105. Classicissima

Mailand (dpa) - Gerald Ciolek, John Degenkolb und André Greipel: Wenn am Sonntag mit der 105. Auflage des Frühjahrsklassikers Mailand-San Remo die Radsport-Saison so richtig eingeläutet wird, darf sich ein deutsches Trio berechtigte Hoffnungen auf den Sieg auf der Lungomare Italo Calvino machen.

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Ein deutscher Erfolg wäre angesichts von fünf Siegen in den vergangenen 17 Jahren sowie weiterer Podestplätze fast schon gute Tradition. Viermal hatte „Mister San Remo“ Erik Zabel sein Lieblingsrennen gewonnen, die größte Überraschung war aber wohl Ciolek im vorigen Jahr gelungen.

Bei Regen, Schnee und Eis holte sich der Pulheimer vom zweitklassigen afrikanischen Team MTN-Qhubeka in einem denkwürdigen Rennen völlig überraschend den Sieg, als er die haushohen Favoriten Peter Sagan und Fabian Cancellara düpierte. Trotz eines Sturzes zu Saisonbeginn und einer Krankheit will Ciolek auch bei der diesjährigen Auflage der prestigeträchtigen Classicissima - dann aber über 294 Kilometer und hoffentlich bei bestem Radsport-Wetter - wieder vorne mitmischen.

„Ich fühle mich jetzt gut. Ich denke, dass ich auch in diesem Jahr im Finale eine Rolle spielen kann“, sagte Ciolek der Nachrichtenagentur dpa. Er erinnert sich gern an die Schufterei vor einem Jahr: „So ein Erfolg ist natürlich schön - aber mein Leben hat sich dadurch nicht verändert.“

Noch größere Chancen geben die Experten aber Degenkolb. Der San-Remo-Fünfte von 2012 präsentierte sich bereits in starker Frühform und reist mit der Referenz von einem Etappensieg und dem Grünen Trikot des Punktbesten bei der Generalprobe Paris-Nizza nach Italien. „Ich fahre auf Sieg. Dieses Rennen ist mein erstes großes Ziel in diesem Jahr. Die Form stimmt und mein Etappensieg bei Paris-Nizza hat mich zusätzlich motiviert“, sagte Degenkolb.

Im vergangenen Frühjahr war er hinter seinen Erwartungen geblieben. Diesmal sei die Vorbereitung deutlich besser verlaufen, befand der Thüringer, der nach eigenen Worten längst abgehakt hat, dass er im Vorjahr bei seinem Tour-de-France-Debüt einen Etappensieg verpasst und im Schatten seines viermal erfolgreichen Teamkollegen Marcel Kittel gestanden hatte.

Ob es nun ein Vor- oder Nachteil für Allrounder Degenkolb ist, dass die Veranstalter den ursprünglich geplanten Pompeiana-Anstieg wegen der Straßenschäden nach starken Regenfällen doch nicht ins Programm genommen haben, wird sich zeigen. „Das Rennen ist jetzt wieder etwas einfacher. Aber seien wir ehrlich: 300 Kilometer sind nie einfach“, scherzte der frühere WM-Vierte.

Der Verzicht auf den fünf Kilometer langen und bis zu 14 Prozent steilen Pompeiana-Anstieg zwischen Cipressa und Poggio spielt gewiss den reinen Sprintern in die Karten. So hat Greipel kurzerhand seine Frühjahrs-Planungen umgeworfen und wird wie sein Rivale Mark Cavendish am Start stehen. Der Brite hatte das Rennen 2009 für sich entschieden und zeigte sich bei Tirreno-Adriatico in guter Form.

Mailand-San Remo bildet traditionell den Auftakt der Frühjahrsklassiker. Zwei Wochen später folgt die Flandern-Rundfahrt, dann die „Hölle des Nordens“ mit Paris-Roubaix. Degenkolb will bei allen drei Rennen um das Podium mitfahren und überlässt nichts dem Zufall. „Ich bin voll auf das Rennen fokussiert und habe mit Simon Geschke, der auf den Steigungen bei Tirreno-Adriatico tolle Leistungen gebracht hat, einen Super-Begleiter, wennn es berghoch geht“, sagte Degenkolb.