Froome gibt Gas - Contador gewährt Sky Vorfahrt
Ortona (dpa) - Nicht nur Alberto Contador bekam im italienischen Regen einen Vorgeschmack auf die 100. Tour de France im Juli. „Wie Sky das gemacht hat - das war wie bei der Tour“, kommentierte US-Profi Chris Horner anerkennend den Sieg des Briten Chris Froome auf der Königsetappe der Fernfahrt Tirreno-Adriatico.
Der Tour-Kronprinz hat es sich in Abwesenheit von Bradley Wiggins eindrucksvoll auf dem Sky-Chefsessel bequem gemacht. Am Sonntag in Chieti legte er nach und eroberte auch die Führung im Gesamtklassement.
Horner zählte am Samstag zu den Wenigen, die dem Höllen-Tempo des vierköpfigen Sky-Zuges auf dem 14,5 km langen und bis zu zwölf Prozent steilen Schlussanstieg nach Prati di Tivo überhaupt folgen konnten. Der RadioShack-Veteran, der gegenüber der US-Anti-Doping-Agentur USADA im Rahmen der Armstrong-Ermittlungen nicht ausgepackt hatte, erlebte das Scheitern des zweifachen Tour-Siegers Contador mit zwei wilden Attacken.
Erst neutralisierten ihn Froomes Kollegen, dann trat der Chef selbst an. Nachdem Vorjahressieger Vincenzo Nibali zum Spanier aufgeschlossen hatte, schnellte Froome aus dem Verfolgerpulk nach vorn und machte nicht viel Federlesen mit der Konkurrenz. Nibali verlor elf Sekunden, Contador und Horner 15. Weltmeister Tony Martin büßte 6:11 Minuten ein, womit er nur noch Hoffnungen auf das finale Zeitfahren am Dienstag in San Benedetto del Tronto hat.
Froome, der Sky-Kapitän für die Frankreich-Rundfahrt sein soll, während sich Tour-Sieger Wiggins auf den Giro d'Italia konzentriert, konnte seine Führungsqualitäten nachweisen. Bei der Vuelta 2012, die er erstmals als Nummer eins für den britischen Rennstall bestritten hatte, waren Zweifel aufgekommen, ob er dem Druck standhalten kann. „Das war eine gute Vorstellung“, lobte ihn der allmächtige Sky-Manager Dave Brailsford. Er sagte aber auch, dass dieser Auftritt nicht das Muster für die gesamte Saison sein soll. „Wir haben noch andere Varianten in petto“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa.
Froome entthronte den Tony-Martin-Teamkollegen Michal Kwiatkowski. Brailsford war sehr angetan von dem jungen Polen. „Kwiatkowski ist sehr stark - auch im Zeitfahren. Wir haben ihn seit Jahren beobachtet“, meinte Brailsford und gab zu, dass er Youngster auch gern in seinem Team gehabt hätte.
Von Contador und Nibali mochte er gar nicht mehr sprechen. Zu deutlich scheint Froomes Formvorteil, zu stark ist er im Zeitfahren. Zudem scheint der 36-jährige Ex-Tour-Sieger Cadel Evans endgültig seinen Zenit überschritten zu haben, der Luxemburger Andy Schleck ist nach langer Verletzungspause völlig von der Rolle.