Tour de France Froome mit Dream-Team - Ärger um Sky-Chef Brailsford

La Puy-en-Velay (dpa) - Das Gelbe Trikot blieb im Koffer, die Kleidung war mit Bedacht gewählt. Chris Froome stellte sich am zweiten Ruhetag im Team-Hotel L'Ermitage im weißen Trikot seiner Sky-Mannschaft der Weltpresse.

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Mehr denn je hat er seinen noch sieben Begleitern den Spitzenplatz der Tour de France zu verdanken. Sie retten ihn, wenn er mit Materialschaden - wie am Sonntag - zurückfällt, sie schütteln mit einem Höllentempo im Zentralmassiv die Konkurrenz ab oder halten sie in Schach. Und wenn nötig, ziehen sie ihm den Sprint - wie am Samstag - an und holen das Trikot zurück. „Wenn Froome die Tour gewinnt, dann weiß er, wem er danken muss“, sagte Iwan Spekenbrink, Chef der Konkurrenz-Formation Sunweb.

So präsentierte sich Froome am Ruhetag relaxt und freundlich - ganz im Gegensatz zu seinem Teamchef Dave Brailsford. Der im Zuge der Doping-Untersuchung in England unter Druck geratene Manager soll dem Internetportal Cyclingnews den Zugang zur Interviewrunde verwehrt haben. Hintergrund war demnach die kritische Berichterstattung von Cyclingnews über das Team Sky, wie das Magazin auf seiner Seite mitteilte. Dabei sollen am Montag auch derbe Worte von Brailsford gefallen sein.

Dabei hätte Brailsford eigentlich allen Grund zur Freude - angesichts der Dominanz seiner Mannschaft. „Wir haben eine Teamstärke bewiesen, die zu unseren Gunsten ist“, formulierte Christian Knees sehr zurückhaltend die eigene Dominanz. Andere sprechen vom „Sky-Imperium“. Die „L'Équipe“ nannte die sieben Froome-Helfer um Mikel Landa, Michal Kwiatkowski und Knees anerkennend „Task Force“. Im Vierkampf gegen den Franzosen Romain Bardet (23 Sekunden zurück), den Italiener Fabio Aru (+18) und den Kolumbianer Rigoberto Uran (+29) kann Froome im Sekunden-Poker auf die mit Abstand stärkste Mannschaft bauen. „The Team“ scheint unbezwingbar.

„Ich bin dankbar, dass ich das Gelbe Trikot noch habe, ich hätte die Tour am Sonntag verlieren können“, sagte der dreimalige Toursieger. Auf dem Weg nach Le Puy-en-Velay hatte er die vielleicht kritischsten Minuten auf dem Weg zum vierten Sieg durchlebt. Gerade als AG2R um den drittplatzierten Bardet attackierte, hatte Froome einen Hinterradschaden. Ex-Weltmeister Kwiatkowski stoppte sofort, gab sein Rad und montierte es blitzschnell in die Froome-Maschine. Die Favoritengruppe war weg - ohne den Briten. Der kämpfte sich mit vereinten Kräften beim Anstieg auf den Peyrat Taillade wieder ganz nach vorne. „Ich war absolut am Limit“, gab er danach zu.

„Wäre ich an dem vorletzten Berg nicht zurück in die Favoritengruppe gekommen, wäre das vielleicht das Ende meiner Tour-Hoffnungen gewesen“, sagte Froome. Es gebe „drei Rivalen, jeder ist eine Bedrohung. Aru und Bardet sind immer in der dritten Woche sehr stark. Uran ist im Zeitfahren vielleicht der größte Konkurrent“, meinte der Seriensieger, der sich bestätigt sieht: „Ich habe vor der Tour gesagt, sie wird die forderndste von allen werden.“

Knees, der seinen Kapitän („Er ist sehr umgänglich und hat sich trotz seines Erfolges nicht verändert“) vor allem auf flachem Terrain aus dem Wind hält, steht zum ersten Mal seit fünf Jahren wieder im Tour-Kader des Super-Teams. Die mörderische Schufterei stört ihn nicht. „Ich habe nichts anderes erwartet. Deshalb bin ich hier, deshalb sind wir alle hier“, sagte der lange Bonner, der zuletzt bei Bradley Wiggins Toursieg 2012 bei Sky mithalf, dass der Kapitän triumphiert.

„Sky ist nicht umsonst das beste Team der Welt“, schwärmte der 36 Jahre alte deutsche Ex-Meister, der seinen zum Jahresende auslaufenden Vertrag wohl verlängern wird. „Ich weiß nicht, ob ich das schon sagen darf - aber es wird alles gut“, erklärte Knees, der von den Turbulenzen um Brailsford rund um die Ermittlungen eines Parlaments-Ausschusses um rätselhafte Medikamenten-Lieferungen an Wiggins vor fünf Jahren „nur aus der britischen Presse“ erfuhr.