Froome will zur Image-Rettung des Radsports beitragen
Oman (dpa) - Nach seinem eindrucksvollen Sieg bei der Tour de France sah sich Christopher Froome auch misstrauischen Blicken ausgesetzt. In diesem Jahr will der Brite die Zweifel an einem dopingfreien Radsport weiter bekämpfen.
Zur Image-Rettung der Branche nach der Entlarvung des Dauer-Betrügers Lance Armstrong seien „ein paar Toursiege nacheinander“ vonnöten, „die nicht im Nachhinein von Doping-Enthüllungen ruiniert werden“, betonte Froome vor seinem Saisonstart in Oman. Der schmale Brite, der sich oft gegen Verdächtigungen wehren musste und Manipulations-Unterstellungen stets weit von sich wies, sieht sich dafür als besten Kandidaten: „Das hätte ich am liebsten.“
Vor seinem ersten Rennen bei der Sechs-Tages-Tour in Oman, bei der André Greipel zum Auftakt als schnellster Sprinter seinen vierten Erfolg in diesem Jahr feierte, musste sich Froome wieder ausführlich dem Dauerthema Doping widmen. Dabei teilte er auch einen Seitenhieb an die Stars von gestern aus. Er sei sich bewusst, dass weiter „viele Fahrer“ aus der belasteten Vergangenheit aktiv und noch nicht bestraft seien. „Das heißt nicht, sie sind schuldig - aber ich verfolge das sehr genau“, sagte Froome, der 2013 durch seinen Gesamtsieg im Wüstenstaat den Grundstein für seine überragende Saison und seinen ersten Sieg in Paris gelegt hatte.
Sein Gelbes Trikot sieht er ohne Grauschleier. „Ich weiß, wo ich stehe und wie ich zu meinen Leistungen komme. Das zeigt: Der Radsport ist auf einem sehr guten Weg“, sagte der Sky-Kapitän auf der offiziellen Pressekonferenz in Oman, wo er auf seine vermeintlichen Tour-Konkurrenten Vincenzo Nibali (Italien) und Joaquim Rodriguez (Spanien) trifft. Froome findet es an der Zeit, „dass ein wenig mehr Leute“ neues Vertrauen fassten.
Der in Kenia geborene Brite, der im Winter mehrere Wochen in Südafrika unter Aufsicht des Sky-Übungsleiters Kim Kerrison trainierte, plädiert für die Doping-Schlussstrich-Politik. „Wir müssen eine Linie ziehen und sagen: Da steht unser Sport heute und wir können uns der Zukunft widmen. Was in der Vergangenheit passierte, ist kein Geheimnis mehr“, sagte Froome. Der Radsport müsse zwar weiter mit dem Makel leben, „aber es ist an uns Fahrern, das Image zu ändern“, erklärte er weiter.
In Oman hatte Froome 2013 Alberto Contador durch seinen Erfolg den ersten Zahn gezogen. In der Tour war der spanische Dopingsünder von 2010 keine Bedrohung mehr. „Meine Form ist gut, ich habe intensiv trainiert, aber ich weiß nicht, wo ich stehe“, meinte der Brite, der eine geringere Belastung als im Vorjahr verspührt, weil er sich nicht mehr als fähiger Team-Kapitän beweisen muss. Ein Sieg in solch einem frühen Saison-Stadium sei nicht überzubewerten, allerdings verschaffte er sicher einen „mentalen Vorteil“.
Nach dem Saisonstart will der Kletterspezialist mit den spindeldürren Beinen, der sich im vergangenen Jahr in einer PR-Aktion Sumoringern stellte, weiter an seiner Form feilen. Starts bei der Katalonien-Rundfahrt, Tirreno-Adriatico, der Tour de Romandie und der Dauphiné-Rundfahrt sind vorgesehen. Die Frühjahrs-Klassiker fehlen in seinem Programm, obwohl die Klassementsfahrer schon jetzt vor einer Tour-Passage auf Paris-Roubaix-Terrain zittern. „Ich weiß, was auf mich zukommt. Als Neoprofi war ich da zufrieden, 200 Kilometer geschafft zu haben“, sagte der Toursieger.