Gerrans siegt bei Lüttich-Bastogne-Lüttich
Lüttich (dpa) - Beim großen Jubiläum hat Simon Gerrans die Hoffnungen der Belgier auf einen Heimsieg beim Ardennen-Klassiker Lüttich-Bastogne-Lüttich zunichtegemacht.
Der 33 Jahre alte Klassikerspezialist sorgte nach 263 Kilometer bei der 100. Auflage des Rennens für den ersten australischen Triumph und stahl damit dem großen belgischen Favoriten Philippe Gilbert die Show. Die Plätze zwei und drei belegten bei „La Doyenne“, dem ältesten noch bestehenden Eintagesrennen der Welt, der spanische Ex-Sieger Alejandro Valverde und Michal Kwiatkowski aus Polen.
„Das ist ein unglaublicher Moment. Es war sehr eng, aber ich war zuversichtlich, dass ich den Sprint gewinne“, sagte der australische Meister Gerrans, der nach Mailand-San Remo sein zweites Rennen aus der Serie der Radsport-Monumente gewann. Favorit Gilbert musste sich dagegen mit Platz acht begnügen.
Von den sieben gestarteten deutschen Fahrern, darunter auch Zeitfahr-Weltmeister Tony Martin, konnte keiner in die Entscheidung eingreifen. Damit liegt der letzte deutsche Sieg nun schon 35 Jahre zurück. 1979 hatte Didi Thurau (Frankfurt) als zweiter Deutscher nach Hermann Buse (Berlin/1930) das Rennen gewonnen.
„Es war ein extrem hartes Finale. Wir hatten mit Kwiatkowski einen der Favoriten im Finale. Für mich ging es darum, ihn zu unterstützen und an den wichtigen Stellen vorne reinzufahren. Das ist gut gelungen und mit Platz drei aufgegangen. Wir können zufrieden sein“, sagte Martin der Nachrichtenagentur dpa. Kurz vor Ende war der 29-Jährige nach viel Tempoarbeit vom Rad gestiegen.
Die Entscheidung bei der Jubiläumsausgabe fiel erst auf der Zielgerade in der Rue Jean Jaurès, als eine größere Gruppe um den Sieg sprintete. In der letzten Kurve vor der Zielgerade war dabei Vorjahressieger Dan Martin (Irland) in aussichtsreicher Position spektakulär gestürzt. So war der Weg für Gerrans frei.
Als der belgische König Philippe gegen 10.00 Uhr am Morgen auf dem Place Saint-Lambert den Startschuss gegeben hatte, war Tour-de-France-Sieger Christopher Froome entgegen ursprünglicher Planung nicht im Feld vertreten. Eine leichte Bronchitis hatte den Briten außer Gefecht gesetzt. Ein großer Rückschlag in der Vorbereitung auf die Frankreich-Rundfahrt in zehn Wochen sei dies aber nicht, wie es beim Team Sky hieß. Froome werde ab Dienstag bei der anspruchsvollen Tour de Romandie am Start stehen. Ein weiterer prominenter Ausfall war der portugiesische Weltmeister Rui Costa, den ein schwerer Sturz 77 Kilometer vor dem Ziel zur Aufgabe zwang.
Beim letzten Frühjahrsklassiker der Saison waren fünf frühere Lüttich-Sieger dabei. Einer davon war Andy Schleck, der 2009 triumphiert hatte. Doch der frühere Tour-Sieger aus Luxemburg, der seit fast drei Jahren auf einen Profisieg wartet, spielte auch diesmal nur eine Nebenrolle.
Dafür bestimmte über 200 Kilometer eine kleine Ausreißergruppe von zunächst sechs Fahrern das Geschehen. Zu den Flüchtlingen, die sechs Kilometer nach Beginn des Rennens attackiert hatten, gehörte auch der gebürtige Wuppertaler Michel Koch. Der 22-Jährige, der beim Team Cannondale in seinem zweiten Profijahr ist, gewann sogar den Jubiläumssprint bei Kilometer 100 und sicherte sich 5000 Euro Taschengeld. Zwischenzeitlich betrug der Vorsprung über 15 Minuten, ehe das Hauptfeld reagierte.