London im Blick: Medaillenträume reifen langsam
Apeldoorn (dpa) - Die deutschen Bahnfahrer nehmen mit Ausnahme des Vierers sicher Kurs auf die Olympischen Spiele 2012. Bei den Weltmeisterschaften in Apeldoorn reiften jedoch nur wenige Medaillenträume für London.
Mit Silber im Teamsprint der Männer und Bronze im nichtolympischen 500-Meter-Zeitfahren für Miriam Welte holte der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) nur zwei Medaillen. „Die Bilanz ist mittelprächtig“, sagte BDR-Vizepräsident Udo Sprenger.
Aushängeschild bleiben die Teamsprinter. „In London wollen wir um Gold fahren“, sagte Bundestrainer Detlef Uibel nach Silber in den Niederlanden. René Enders (Erfurt), Maximilian Levy (Cottbus) und Stefan Nimke (Schwerin), die in Peking schon Bronze holten, bestätigten nach WM-Gold 2010 ihre Ambitionen, auch wenn es diesmal nicht zum Titel reichte. Deshalb wünscht sich Uibel intern mehr Konkurrenz. Auch bei den Frauen liegen Kristina Vogel (Erfurt) und Miriam Welte (Ottersbach) als WM-Fünfte im Teamsprint in Schlagdistanz zu den Medaillenplätzen.
Im Sprint und Keirin - bei Olympia ebenfalls im Programm - klafft dagegen weiter eine Lücke zu den führenden Nationen Australien, Großbritannien und Frankreich. Platz fünf von Enders im Keirin war das beste Ergebnis. „Im Sprint sind wir noch nicht näher gekommen. Das bleibt eine Schwachstelle“, sagte Uibel, der sich deshalb vor allem auf die Teamsprint-Disziplinen konzentrieren will. „Alles andere macht keinen Sinn.“
Im Ausdauerbereich zeigte der deutsche Vierer nach der Ablösung von Bundestrainer Andreas Petermann mit Platz sieben einen Aufwärtstrend, die Olympia-Qualifikation ist aber noch in weiter Ferne und wird vermutlich erst beim letzten der zwölf Qualifikationswettbewerbe bei der WM 2012 in Melbourne entschieden sein. „London wird eng. Aber wir brauchen die Hoffnung noch nicht aufgeben. Wir haben hier Fortschritte erzielt“, betonte Sprenger. Allerdings muss der BDR zunächst einen Trainer finden, da die viel gelobte Interims-Lösung Michael Max aus privaten Gründen nicht länger zur Verfügung steht. „Bis zu den deutschen Meisterschaften im Juli präsentieren wir einen Nachfolger“, kündigte Sprenger an.
Im 2012 erstmals olympischen Mehrkampf Omnium hoffen alle auf eine Rückkehr von Roger Kluge. Der Olympia-Zweite im Punktefahren verzichtete zugunsten der Straßensaison auf die WM. Bei den Frauen konzentriert sich Trainer Thomas Liese auf die Mannschaftsverfolgung. „Das hat klar Priorität. Um bei Olympia um die Medaillen mitreden zu können, müssen wir aber noch einen Schritt nach vorn machen“, sagte der Leipziger, der auf Lisa Brennauer (Durach), Madeleine Sandig (Cottbus) und Charlotte Becker (Waltrop) baut, die WM-Platz sieben belegten und der Olympia-Qualifikation einen Schritt näher kamen.
Die Konkurrenz im deutschen Lager ist hier überschaubar, deshalb hält Liese sogar eine Hintertür für Altmeisterin Judith Arndt offen. „Sie hat das Zeug dazu. Und ich habe Interesse daran, die Stärksten fahren zu lassen.“ Verena Jooß aus Friesenheim hat den Kampf um London auch noch nicht aufgegeben. Die Lehrerin, 2008 in Peking einzige weibliche BDR-Starterin, lässt sich dazu ab Juli beurlauben.