Martin wechselt nach Belgien - London Hauptziel
Berlin (dpa) - Die Geheimniskrämerei ist beendet: Der beste deutsche Zeitfahrer Tony Martin fährt in den nächsten drei Jahren an der Seite des Ex-Weltmeisters Tom Boonen für den belgischen Radrennstall Quick-Step, der 2012 mit Omega-Pharma zu einem Team verschmilzt.
Der Millionen-Deal hatte sich über Wochen hingezogen, nachdem der Ausstieg des noch aktuellen Martin-Arbeitgebers HTC Highroad zum Saisonende bekanntgeworden war. Ohne Zahlen des für Martin lukrativen Geschäfts zu nennen, gab Manager Jörg Werner zu, dass sich der Marktwert seines Schützlinges „nicht nur wegen seiner Leistungen sondern auch wegen seines Auftretens erheblich gesteigert hat“.
Das Zeitfahren bei den Olympischen Spielen in London steht für Martin, der sich gerade bei der Vuelta in Spanien auf den WM-Kampf gegen die Uhr am 21. September in Kopenhagen vorbereitet, im Mittelpunkt der Saison 2012. „Ich brauche mir in diesem Team im olympischen Jahr keine Sorgen zu machen. Ich erhalte die volle Unterstützung, was das Zeitfahr-Material angeht. Mit Blick auf das Zeitfahren in London, wo ich um eine Medaille kämpfen will, war mir das sehr wichtig“, erklärte Martin, der in diesem Jahr die Algarve-Rundfahrt, Paris-Nizza und zahlreiche Zeitfahren - darunter die bei der Tour de France und der Vuelta - gewann. In Kopenhagen gilt er als Topfavorit.
Der 26-Jährige trifft bei Quick-Step alte Bekannte wieder. Die Velits-Brüder aus der Slowakei und auch der Sportliche Leiter Brian Holm (Dänemark) stehen im Dienst des Laminat-Herstellers. Rolf Aldag, zur Zeit noch HTC-Teamchef, und Erik Zabel könnten folgen. „Ich kann mich in einem fast gewohnten Umfeld bewegen. Es laufen sogar noch Gespräche mit einigen unserer Betreuer. Ich kann also die gleiche Kompetenz erwarten, die ich von HTC-Highroad gewohnt war“, sagte Martin, für den die Tour de France „in den kommenden zwei Jahren keine große Rolle spielen wird“, wie Werner der Nachrichtenagentur dpa erklärte.
Bei den Rundfahrten liege das Augenmerk 2012 auf Paris-Nizza, der Tour de Suisse und ähnlichen Rennen. „Die Tour de France steht nicht als Höhepunkt im Rennkalender. Eine gute Platzierung in der Gesamtwertung wird nicht angepeilt. Vielmehr wird in Frankreich die Konzentration auf der Olympia-Vorbereitung und der Unterstützung von Peter Velits liegen“, hieß es in einer Pressemitteilung des Martin-Managements zum Wechsel.
Bei der 98. Tour im Juli, die Martin im Gesamtklassement als 44. beendete, war der Wahlschweizer früh daran gescheitert, in der Endabrechnung in vorderen Bereichen eine Rolle zu spielen. Nach seinem Scheitern auf den ersten Bergetappen konzentrierte er sich auf das abschließende Zeitfahren von Grenoble, das Martin vor dem späteren Gesamtsieger Cadel Evans (Australien) und Olympiasieger Fabian Cancellara (Schweiz) gewann.