NetApp nach Tour-Berufung im Glück - Teamchef träumt
Berlin (dpa) - Deutsche Radsport-Profis in ausländischen Teams sorgen bei der Tour de France seit Jahren für Furore - das will jetzt auch eine einheimische Equipe ohne große Namen schaffen.
Der Zweitligist NetApp wird am 5. Juli in Leeds/England am Tourstart stehen und die nach dem Milram-Aus entstandene Abstinenz auf der größten Radsportbühne der Welt beenden. Eine Wildcard des Organisators ASO machte es möglich und versetzte die Verantwortlichen in einen Freudentaumel.
„Wir sind sehr glücklich. Auf diese Nachricht haben wir vom ersten Tag der Teamgründung hingearbeitet“, sagte Team-Manager Ralph Denk, dem der Zuschlag auch beste Argumente für seine Verhandlungen mit seinem seit 2009 engagierten US-Sponsor über eine Vertrags-Verlängerung über 2014 hinaus liefert.
„Unsere Philosophie, mit einem günstigen Kader mitzuhalten, ist aufgegangen und wird anerkannt. Das hat sich mit unserem Start beim Giro 2012 und bei der Vuelta 2013 mit dem Etappensieg und Rang neun durch Leopold König bewiesen“, erklärte Denk, der dem „geänderten Radsport“ eine gewisse Chancengleichheit verdankt. „Vor zehn Jahren wäre das wohl schwierig gewesen“, meinte der NetApp-Manager mit Blick auf einen konsequenteren Umgang mit der Doping-Problematik, auf die er selbst im Vorjahr mit der Demission des Teamleiters Jens Heppner reagiert hatte. Dem früheren Telekom-Profi waren 2013 in Tour-Nachuntersuchungen positive Proben aus den 90er Jahren zugerechnet worden.
Sechs Etappensiege durch Marcel Kittel, Tony Martin und André Greipel plus Gelbes Trikot bei der Tour 2013, mehr Transparenz im Anti-Doping-Kampf unter einer neuen Weltverbands-Leitung, jetzt die Berufung des NetApp-Teams - kein Wunder, dass die Protagonisten wieder auf eine Tour-Live-Berichterstattung durch ARD und ZDF hoffen. „Wir würden uns natürlich wünschen, das wieder übertragen wird“, sagte Denk. Er glaubt, sogar Signale ausgemacht zu haben, dass bald wieder ein deutscher Sponsor in die Branche investieren könnte. „Ich weiß, dass in vielen Marketingabteilungen der Radsport noch nicht tot ist. Es muss sich nur mal jemand wieder trauen“, erklärte der Oberbayer, der seinen Sport mittlerweile als „Vorreiter im Anti-Doping-Kampf“ sieht.
Sportlich hat sich Denk, der beim Tourstart 2010 in Rotterdam die zukünftige NetApp-Präsenz bei der Frankreich-Rundfahrt noch eher als frommen Wunsch formuliert hatte, für den kommenden Juli einiges vorgenommen: „Wir werden uns von unserer besten Seite zeigen, die Fahrer werden hochmotiviert sein. König kann unter die ersten Zehn des Gesamtklassements fahren und wir können Etappen gewinnen“.