Rabobank steigt aus: Radsport vor Bankrott?
Der Sponsor aus den Niederlanden glaubt nicht mehr an saubere Wettkämpfe.
Berlin/Amsterdam/Aigle. Der einstige Boss im Peloton reißt die gesamte Branche mit in den Abwärtsstrudel. Wegen der schockierenden Dopingenthüllungen um Lance Armstrong zieht sich Sponsor Rabobank aus den Niederlanden nach 17 Jahren Ende 2012 aus dem Radsport zurück. Wie das Team am Freitag mitteilte, werden allerdings die Verpflichtungen weiter erfüllt. Ein neuer Namensgeber der Mannschaft wird gesucht. Als deutscher Profi ist Paul Martens betroffen und der gerade ins Management gewechselte Grischa Niermann.
„Uns tut das Herz weh, aber wir sind nicht mehr überzeugt, dass der Profiradsport zu einem sauberen und fairen Sport werden kann“, sagte Bert Bruggink von der Rabobank. „Ihr wart Teil des Problems. Wie kann man sich erdreisten, sich jetzt von euren jungen, sauberen Fahrern abzuwenden, die Teil der Lösung sind“, twitterte Garmin-Profi David Millar erbost, der sich nach seiner Verurteilung 2004 zu einem ernstzunehmenden Anti-Doping-Aktivisten gewandelt hat. Die Nachwuchs-Abteilung, in der auch Erik Zabels Sohn Rick fährt, wird unter die Regie des Niederländischen Verbandes gestellt.
Topsprinter Marcel Kittel aus dem Shimano-Konkurrenzteam hofft nun auf den „T-Mobile-Effekt“ in den Niederlanden. „Denkt an T-Mobile. Die sind auch ausgestiegen, haben sich in Highroad umgewandelt und wurden DAS Topteam — das ist eine Chance“, twitterte er. 2008 musste Telekom eine hohe Ausstiegssumme zahlen, weil das Bonner Unternehmen nach der Doping-Affäre Fuentes unbedingt aus dem laufenden Vertrag aussteigen wollte. Eine ähnliche Lösung ist jetzt auch bei Rabobank denkbar.
Am meisten Aufsehen hatte Rabobank 2007 erregt, als das Team Michael Rasmussen im Gelben Trikot aus der Tour de France nahm, weil der Däne Dopingkontrolleure über seinen Aufenthaltsort getäuscht hatte.
Außerdem hält die Geständniswelle nach der Veröffentlichung der Armstrong-Akten an: Ex-Profi Stephen Hodge trat von seinem Amt als Vizepräsident des australischen Verbandes zurück und gestand Dopingmissbrauch.