Rasmussen: „100 Prozent“ im eigenen Team gedopt
Kopenhagen (dpa) - 2007 bei der Tour de France sei seine Rabobank-Mannschaft komplett dopingverseucht gewesen. Das behauptete der Ex-Radprofi Michael Rasmussen in einem Online-Chat der dänischen Rundfunkanstalt DR im Anschluss an die Vorstellung seiner Autobiographie („Gelbfieber“).
Mit „100 Prozent“ bezifferte er die Dopingrate in seinem niederländischen Team. „Nicht alle haben das gleiche Zeug genommen, aber jeder dopte“, sagte Rasmussen, der in diesem Jahr ein umfangreiches Doping-Geständnis abgelegt und jahrelanges Lügen beendet hatte.
Seine pauschale Anklage betraf die Profis Dennis Menchow, Michael Boogerd, Bram de Groot, Thomas Dekker, Juan Antonio Flecha, Pieter Weening, den dreifachen Weltmeister Oscar Freire und Grischa Niermann aus Hannover. Hinterher relativierte Rasmussen seine Anschuldigungen allerdings und sagte der spanischen Nachrichtenagentur EFE, er habe niemals persönlich gesehen, dass seine damaligen Teamkollegen Freire oder Flecha gedopt hätten.
Weening, der bei GreenEdge fährt, unterstellte Rasmussen, frustriert zu sein und die Unwahrheit zu sagen, „weil er einen Prozess gegen Rabobank“ verloren habe. Das meldete die Internetplattform „cyclingnews“, genau wie eine Reaktion Niermanns, der 2007 vom Rabobank-Teamarzt angeblich nur Vitamine, „aber keine verbotenen Substanzen“ erhalten habe.
Niermann hatte in diesem Jahr zugegeben, 2003 gedopt zu haben. Nach sechsmonatiger Sperre durfte er im Anschluss seine Tätigkeit im Managerstab des Rabobank-Nachwuchsteams fortsetzen. Freire drohte Rasmussen mit juristischen Schritten.
Rasmussen war 2007 von seinem Team auf öffentlichen Druck im Gelben Trikot aus der laufenden Tour genommen worden. Er hatte im Vorfeld nicht seinen wahren Aufenthaltsort im Training genannt, und es den Kontrolleure so unmöglich gemacht, ihn für Tests aufzusuchen. Ohne Rasmussen hatte Alberto Contador keine Mühe, die Tour 2007 zum ersten Mal zu gewinnen. Drei Jahre später war auch der Spanier des Dopings überführt und im Anschluss gesperrt worden.
Der Däne hatte in seiner Beichte gestanden, seit 1998 regelmäßig gedopt zu haben. Über die vermutete Doping-Dichte in anderen Teams wollte sich der ehemalige Kletterspezialist nicht äußern. Zuletzt hatte er öffentlich gemacht, dass er nach seinem Tour-Ausschluss Selbstmordgedanken gehegt habe.