Ullrich und Zabel endgültig als Betrüger überführt
Kommission bestätigt, was viele ahnten: Bei der Tour de France 1998 wurde mit Epo gedopt.
Paris/Berlin. Die schwarze Liste der Tour de France 1998 liest sich wie ein „Who is Who“ des Radsports und entlarvt endgültig die früheren deutschen Helden Jan Ullrich und Erik Zabel. Den langjährigen Aushängeschildern des Teams Telekom wurde — wie auch Teamkollege Jens Heppner sowie dem damaligen Gesamtsieger Marco Pantani (Italien) — der Gebrauch des Blutdopingmittels Epo bei der Rundfahrt 1998 nachgewiesen.
Auch die drei ehemaligen Weltmeister Mario Cipollini (Italien), Laurent Jalabert (Frankreich) und Abraham Olano (Spanien) sowie die französischen Ex-Stars Jacky Durand und Laurent Desbiens flogen auf. Das geht aus dem 238-seitigen Report der Anti-Doping-Kommission des französischen Senats hervor. Der Bericht bezog sich auf anonymisierte Proben, die durch ein moderneres Testverfahren 2004 neu auf Epo analysiert und den Fahrern zugeordnet werden konnten. Ähnlich waren bereits die sechs positiven Proben von Lance Armstrong bei der Tour de France 1999 entschlüsselt worden.
Die Betroffenen gingen am Mittwoch auf Tauchstation. Ullrich-Berater Falk Nier wollte die Nachricht nicht kommentieren. Ullrich hatte bislang nur Eigenblut-Doping beim spanischen Arzt Eufemiano Fuentes gestanden. Dabei ging es in erster Linie um die Schlussphase seiner Karriere. Über die Zeit seiner großen Erfolge, speziell bei seinem Toursieg 1997, hatte er stets geschwiegen. 1998 war er Zweiter.
Eine andere Version hatte Zabel bei seinem tränenreichen Geständnis im Mai 2007 gewählt. Eine Woche lang habe er Epo bei der Tour 1996 ausprobiert, aber nicht vertragen. Zabel ist derzeit Sportdirektor des umstrittenen Teams Katusha.
Nach den Enthüllungen forderte der renommierte Pharmakologe Fritz Sörgel, Ullrich und Zabel sogar von Jedermann-Rennen auszuschließen: „Auch in Wettbewerben außerhalb der Verbandsebene, in denen mit Anstand und fairen Mitteln Sport getrieben wird, haben sie nichts mehr verloren.“
Seit Wochen hatte der bevorstehende Bericht die Branche in Aufregung versetzt. Die Vereinigung der Radprofis CPA hatte sich gegen die Veröffentlichung der Namen ausgesprochen. Sportrechtliche Konsequenzen dürfte der Bericht kaum haben. UCI-Präsident Pat McQuaid schloss eine erneute Umschreibung der Tour-Siegerlisten aus.
Die Tour de France 1998 war als Farce in die Geschichte eingegangen. Nachdem beim Festina-Team mehrere hundert Ampullen EPO gefunden wurden, hatte die Tour-Leitung die französische Mannschaft von der Rundfahrt ausgeschlossen. Viele Teams traten die Flucht an. Nur 14 von 21 Mannschaften erreichten damals noch Paris.
Kommissionspräsident Jean-François Humbert betonte mehrmals, dass es in dem Bericht nicht nur um den Radsport gehe. Ziel des Untersuchungsberichts sei es, den Kampf gegen Doping in Frankreich zu verbessern.