Vuelta offen wie selten - Martin trainiert für die WM

Vilanova de Arousa (dpa) - Ohne den Vorjahressieger Alberto Contador ist die 68. Spanien-Rundfahrt so offen wie selten. Die einheimischen Radprofis Alejandro Valverde und Joacquin Rodriguez, die im Vorjahr die Plätze zwei und drei belegten, stehen in der Reihe der Favoriten ganz vorn.

Aber auch der überragende Giro-Gewinner Vincenzo Nibali (Italien), Roman Kreuziger (Tschechien), Bauke Mollema (Niederlande), Sergio Henao (Kolumbien) und Altmeister Ivan Basso haben auf den mit elf Bergprüfungen gespickten insgesamt 3 319 Kilometern von Vilanova de Arousa nach Madrid Ambitionen.

Aus deutscher Sicht interessiert von Samstag an vor allem der Auftritt von Tony Martin, dessen Wunden der Tour de France fast restlos verheilt sind. Seine großes Augenmerk liegt auf dem 27 Kilometer langen Teamzeitfahren zum Auftakt am Samstag und der Einzelprüfung am 4. September in Tarazona über 39 Kilometer. „Allerdings muss ich mir den Berg auf dem Kurs erst einmal anschauen. Der ist 3. Kategorie. Wenn ich den gesehen habe, weiß ich erst, ob ich ganz vorne reinfahren kann“, schrieb Martin auf seiner Homepage zum bevorstehenden Kampf gegen die Uhr.

Sein Duell mit Fabian Cancellara dürfte ein willkommenes direktes Kräftemessen vor der am 22. September - eine Woche nach Vuelta-Ende - beginnenden WM in Florenz sein. Überhaupt steht der Auftritt des Zeitfahr-Doppelweltmeisters in Spanien unter der Überschrift: Auf der Suche nach der Topform für die Titelkämpfe. Das trifft auch auf den Schweizer Cancellara und auf Nibali zu, der in Florenz als heißer und aussichtsreicher Anwärter auf den Titel im Straßenrennen gehandelt wird - neben Toursieger Christopher Froome.

Die Leiden der Tour hat Martin, der zum Auftakt der Jubiläumsausgabe auf Korsika böse gestürzt war, fast vergessen. „Meine Wunden sind ganz gut verheilt. Nur an Schulter und Ellenbogen habe ich immer noch Grind und ich spüre den Heilungsprozess noch. Es war an diesen Stellen eben doch ganz schön tief. Das braucht seine Zeit. Schmerzfrei war ich aber schon mit Ende der Tour“, teilte der Wahlschweizer mit.

Die deutschen Topsprinter André Greipel (vier Vuelta-Etappensiege 2009) und der vierfache Tour-Etappensieger Marcel Kittel (einen Vuelta-Tagessieg 2011) sind nicht am Start. Dafür darf sich Kittels 21 Jahre alter Teamkollege Nikias Arndt (Buchholz) zum ersten Mal in einer Drei-Wochen-Tour bewähren. Die zweite große Länder-Rundfahrt nach dem Giro 2012 darf das mit einer Wildcard ins Rennen gekommene deutsche Zweitliga-Team NetApp bestreiten.

„Die Vuelta ist der klare Höhepunkt in unserer Saison. Es ist erst unsere zweite Grand Tour und wir sind die absoluten Außenseiter - aber gerade deswegen sind die Jungs hochmotiviert. Nachdem wir beim Giro zweimal auf dem Podium standen, streben wir jetzt nach einem Etappenerfolg“, erklärte Teammanager Ralph Denk, der nach den Erhebungen des französischen Senats zur Tour 1998 seinen Teamchef Jens Heppner entlassen hatte. Dem ehemaligen Telekom-Profi war Doping in nachträglich analysierten Proben nachgewiesen worden.