Walsleben will Kluges WM-Nachfolger werden
Hoogerheide (dpa) - Mehr als 20 Jahre nach Mike Kluge hat ein deutscher Radprofi wieder berechtigte Hoffnungen auf den WM-Titel der Cross-Fahrer.
Der seit Jahren in Belgien lebende Philipp Walsleben aus Kleinmachnow kämpft am Sonntag bei den Weltmeisterschaften in Hoogerheide in den Niederlanden zumindest um eine Medaille. „Das Podium sollte drin sein“, sagt der 26-Jährige noch etwas zurückhaltend. Auch die vierfache Weltmeisterin Hanka Kupfernagel (39) träumt am Samstag noch einmal vom Podium.
Die aktuelle Form spricht für Walsleben: In der Gesamtwertung belegt er im Weltcup hinter Lars van der Haar Rang zwei. Der Niederländer und Titelverteidiger Sven Nys (Belgien) dürften zu seinen Hauptkonkurrenten zählen. „Ich bin ein offensiver Fahrer. Die schwere Strecke in Hoogerheide liegt mir. Da fahre ich voll auf Angriff“, erklärte Walsleben kämpferisch.
Der Bund Deutscher Radfahrer kann im Cross auf eine erfolgreiche Tradition verweisen. Angefangen von Rolf Wolfshohl in den 1960er Jahren, über Klaus-Peter Thaler bis zu Mike Kluge 1992 schmückten sich deutsche Radprofis mit dem Regenbogentrikot.
Der inzwischen 51-jährige Berliner Kluge wird am Wochenende live dabei sein und hält große Stücke auf seinen potenziellen Nachfolger Walsleben: „Ich würde mich riesig freuen, wenn Walsleben das schafft. Das würde dem Radcross in Deutschland endlich wieder neue Impulse geben und zu mehr Anerkennung verhelfen.“
Walsleben hat in der Vergangenheit oft mit Kluge trainiert und war schon von Kindesbeinen an im Radcross aktiv. National dominiert er seit Jahren die Szene. Vor ein paar Wochen sicherte er sich zum fünften Mal den Titel in der Männer-Elite. 2009 schaffte er den internationalen Durchbruch und wurde Weltmeister in der U-23-Klasse. Seitdem hat er das Querfeldein-Mekka Belgien zur Wahlheimat erkoren.
„Der Aufwand hat sich gelohnt“, erzählt Walsleben. „Es war aber nicht immer einfach, klarzukommen.“ Doch sein belgisches Profiteam BKCP-Powerplus, das gespickt ist mit mehreren Weltklassefahrern im Cross, half ihm dabei. Über die Jahre hat sich der talentierte Brandenburger in der Weltspitze etabliert. Im Vorjahr schaffte er nach einer durch Verletzungen oder Pannen verkorksten Saison den fünften WM-Platz.
Walslebens Team-Kollege Niels Albert äußert sich ebenfalls voll des Lobes über Walsleben. „Philipp ist ein sehr mutiger Fahrer. Wenn er attackiert, darf man ihn nicht fort lassen“, sagte der vielfache Weltmeister aus Belgien, der im Teamwork mit Walsleben dem Ansturm der einheimischen Niederländer trotzen will.