„der Wurm drin“ WM-Zeitfahren: Brennauer verpasst Podium klar

Doha (dpa) - Erschöpft und schweißgebadet stand Lisa Brennauer im Zielbereich und suchte vergeblich nach Erklärungen für ihre WM-Pleite: „Bei mir ist der Wurm drin. Ich muss das analysieren.“

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„Ich möchte schon nochmal dahin, wo ich mal war“, haderte die Ex-Weltmeisterin, nachdem sie in der gleißenden Hitze von Doha auch bei ihrem zweiten Saison-Höhepunkt an einer Medaille klar vorbeigefahren war. Brennauer musste sich im Einzelzeitfahren der Straßenrad-WM mit dem sechsten Platz begnügen. Nach 28,9 Kilometern lag sie bei Temperaturen von weit über 30 Grad 57 Sekunden hinter der amerikanischen Siegerin Amber Neben.

Direkt hinter Brennauer reihte sich Trixi Worrack als Siebte ein (1:11 Minuten zurück). Die Plätze zwei und drei belegten die Niederländerin Ellen van Dijk (0:05 Minuten zurück) und Katrin Garfoot aus Australien (0:08).

Nach Gold in Ponferrada 2014 und Bronze in Richmond ein Jahr später blieb Brennauer damit der erneute Sprung auf das Podium klar verwehrt. Schon bei den Olympischen Spielen hatte sie ihre Zeitfahrqualitäten vermissen lassen und nur den achten Platz belegt. Auf die Hitze wollte sie ihr Scheitern nicht schieben, schließlich sei sie als Vorletzte sehr spät gestartet, kommentierte sie.

Auch für Worrack reichte es erwartungsgemäß nicht für eine Top-Platzierung. Die 35-Jährige aus Erfurt, die bei einem Sturz im März in Italien eine Niere verloren hatte, schlug sich aber achtbar. Zwischendurch hatte sie sogar auf Medaillenkurs gelegen, doch in der zweiten Rennhälfte musste sie sich den Strapazen beugen. „Weil mir eine Niere fehlt, ist meine Erholung schlechter. Das macht sich bemerkbar“, sagte Worrack, die am Sonntag im Mannschaftszeitfahren mit ihrem Team noch Platz zwei belegt hatte.

Enttäuschend war erneut das Zuschauerinteresse. Im Ziel verloren sich einige Dutzend Radsport-Fans, ansonsten fanden die Rennen einmal mehr unter Fernbleiben der Öffentlichkeit statt.

Brennauer startete indes wie gewohnt etwas langsamer, kam aber auch hinten raus nicht auf Touren. Nach der ersten Zwischenzeit hatte sie schon nur auf Platz acht gelegen, bis zu den weiteren Kontrollpunkten wurde es nicht besser.

Damit muss der Bund Deutscher Radfahrer auf seine dritte Medaille in den Einzelzeitfahren warten. Am Montag hatten Marco Mathis (Meckenbeuren) und Maximilian Schachmann (Berlin) Gold und Silber im U23-Zeitfahren gewonnen und für einen Doppelerfolg gesorgt.

Nichts zu holen gab es indes für die deutschen Junioren. Bastian Flicke (Döbern) belegte über 28,9 Kilometer in 37:34 Minuten den 25. Platz, für Richard Banusch (Vetschau/37:54) reichte es nur zu Rang 31. Den Sieg holte sich der Amerikaner Brandon McNulty (34:42) vor dem Dänen Mikkel Bjerg, der 35 Sekunden langsamer war. Platz drei ging an McNultys Teamkollegen Ian Garrison (0:53).

Am folgenden Tag will Tony Martin ein bislang durchwachsenes Jahr mit einer WM-Medaille aufbessern. Nach dem Sieg im Mannschaftszeitfahren mit dem Etixx-Team ist die Zuversicht beim 31-Jährigen groß. „Ich bin in einer Position, in der ich überraschen kann. Ich denke, ich bin in der Lage, vorn mitzufahren“, sagt Martin, der in Rio als Zwölfter 3:18 Minuten hinter dem Schweizer Fabian Cancellara ins Ziel gefahren war. Danach hat Martin eine Zäsur gemacht, seine Rennmaschine umgerüstet. Zurück zur alten Sitzposition, mit der er drei Titel eingefahren hatte.