Ralf Fährmann und das schwere Erbe im Schalker Tor
Seine Geschichte war lange eine der unerfüllten Versprechen — jetzt scheint die Wende geschafft.
Gelsenkirchen. Es ist schwer zu übersehen — Ralf Fährmann genießt die Aufmerksamkeit. Der 25 Jahre alte Torwart ist seit Wochen ein gefragter Mann, wenn es darum geht, die Leistung seiner Mannschaft und seine persönliche zu beschreiben. Seine Augen leuchten, selbst wenn Fährmann tunlichst vermeidet, sich selbst in den Vordergrund zu stellen.
Gleichwohl empfindet er Genugtuung. Weil er sich diese Position erarbeitet hat. „Ich habe auf meine Chance gewartet. Fast zwei Jahre sind eine lange Zeit“, sagt er.
Seit dem 30. November, dem 14. Spieltag, ist für den 1,93-Meter-Hünen die Welt wieder in Ordnung. Seitdem ist Fährmann die Nummer eins im Tor des FC Schalke. Der Chemnitzer, zu Jugendzeiten nach Schalke gewechselt, hat an diesem Tag den 34 Jahre alten und zunehmend unsicher agierenden Timo Hildebrand abgelöst.
Seither geht es aufwärts mit den Schalkern. Von zehn Bundesligaspielen brachte der Torhüter sechs ohne Gegentreffer hinter sich. 2,3 Punkte haben die Schalker seither im Schnitt eingefahren. Mit Hildebrand, der lediglich drei von zwölf Begegnungen ohne Gegentor blieb, waren es 1,5 Zähler.
Die Diskussionen, dass die Schalker für die kommende Saison eine neue Nummer eins verpflichten müssen, sind verstummt. Gute Voraussetzungen, um heute (20.45 Uhr/ZDF) ins Achtelfinal-Hinspiel der Champions League gegen Real Madrid zu gehen. „Wir tun uns vielleicht auch etwas leichter in Spielen, in denen wir nicht unbedingt das Spiel machen müssen. Vielleicht können wir als Außenseiter die Sensation schaffen“, sagt Fährmann.
Dass, was sich wie eine wunderschöne Erfolgsgeschichte anhört, hätte vor wenigen Wochen noch zu einem Drama ohne Happy End werden können. Fährmanns Geschichte ist auch eine der unerfüllten Versprechen und des Scheiterns. Denn der Torhüter hat eine bemerkenswerte Leidenszeit hinter sich gebracht.
Dabei stand sich Fährmann in früheren Tagen häufig selbst im Weg, weil er seine Nervosität nur ungenügend in den Griff bekam. Als er dann 2011, nach zwei wechselvollen Jahren bei Eintracht Frankfurt, als Kronprinz für den damaligen Schalker Fußballhelden Manuel Neuer nach Schalke zurückgeholt wurde, sollte der junge Mann ein riesiges Vakuum ausfüllen — Erbe von Manuel Neuer.
Nach ein paar Spielen zog sich Fährmann auch noch einen Kreuzbandriss zu, fiel lange aus. Nach seiner Rückkehr wurde er von Ex-Trainer Huub Stevens sogar nur noch als dritter Torwart hinter Hildebrand und Lars Unnerstall gesehen und zur U 23 geschickt. Die Karriere schien ernsthaft gefährdet zu sein. Jetzt ist ein Silberstreif am Horizont zu sehen — für Fährmann und für Schalke.
“ Schalke 04 - Real Madrid heute, 20.45 Uhr/ZDF