Helen Langehanenberg - der neuer Dressurstar

Aachen (dpa) - Dass die neue Nummer eins der deutschen Dressur Helen Langehanenberg heißt, ist ein bisschen untergegangen. Das hat weniger mit ihrem Nachnamen zu tun, der sich schlecht für eine Schlagzeile eignet.

Natürlich liegt das an Totilas.

Der Wirbel um das Wunderpferd, die Diskussion über die umstrittenen Trainingsmethoden und die unsichere Olympia-Nominierung wegen der Erkrankung des Reiters Matthias Rath - das alles hat auch in Aachen vieles in den Hintergrund gerückt. Helen Langehanenberg ist das nur recht. „Ich kann damit gut leben“, sagte die 30-Jährige.

Beim bisher letzten Aufeinandertreffen haben Langehanenberg und ihr Hengst Damon Hill den favorisierten Rath mit Totilas sogar zweimal geschlagen. Jetzt ist die zweifach deutsche Meisterin aus Havixbeck beim größte Reitturnier der Welt selber die große Favoritin. „Druck löst die neue Situation in mir nicht aus“, sagte die 30-Jährige und kündigte für den ersten CHIO-Ritt am Donnerstag an: „No risk, no fun.“

Alle reden über das teuerste Dressurpferd der Welt, das ist auch beim CHIO in Aachen so, wo die Abwesenheit aber nun den Blick freigibt auf die Zukunft der deutschen Dressur. Im Schatten von Totilas hat sich Langehanenberg mit ihrem Hengst Damon Hill an die Spitze geritten, und knapp dahinter kommt schon Kristina Sprehe aus Dinklage mit Desperados. Die beiden jungen Damen haben ihr Olympia-Ticket schon fast sicher.

Langehanenberg wirkt locker, auch wenn sie nun nicht mehr die Außenseiterin ist. „Wir werden einfach reiten wie immer, ganz entspannt und mit viel Spaß“, sagte sie. Dass sie mit Druck umgehen kann und mit schwierigen Situationen zurechtkommt, das hat sie eindrucksvoll beim Weltcup-Finale bewiesen. Trotz der emotionalen Ausnahmesituation durch den plötzlichen Tod von Bundestrainer Holger Schmezer ritt sie in der Kür auf den zweiten Platz und feierte damit ihren bisher größten internationalen Erfolg.

Halten Langehanenberg und Sprehe auch den Druck bei den Olympischen Spielen aus? „Ich bin mir sicher“, versicherte der neue Bundestrainer Jonny Hilberath. „Sie sind getestet in Championats-Situationen in allen Altersstufen“, sagte der Coach: „In Balve bei den deutschen Meisterschaften war der Druck auch schon groß. Sie haben das unheimlich professionell abgeliefert.“

Der Coach hält große Stücke auf die zwei Senkrechtstarterinnen, die in Fachkreisen schon länger bekannt waren. „Beide sind sehr gut aufgebaut worden, haben ein gutes Umfeld und gutes Pferdematerial“, sagte Hilberarth.

Langehanenberg hat ihren Durchbruch 2005 gefeiert. Bei den Weltmeisterschaften der jungen Dressurpferde musste sie kurzfristig für ihre verletzte Trainerin Ingrid Klimke einspringen - und gewann mit Damon Hill gleich den Titel. Seit 2010 darf sie den von Klimke ausgebildeten Hengst wieder reiten. „Dami ist ein Weltklasse-Pferd“, lobte die zierliche Blondine, die längst bewiesen hat, dass im Sattel eine Weltklasse-Reiterin sitzt.