Schock: Beerbaum sagt Olympia-Qualifikation ab

Aachen (dpa) - Ludger Beerbaums Traum von der siebten Olympia-Teilnahme platzte bereits am zweiten Hindernis des ersten Springens. Nach einem desaströsen Eröffnungsspringen beim CHIO in Aachen brach Deutschlands erfolgreichster Springreiter der vergangenen 20 Jahre die Qualifikation für London ab.

„Nach der Absage von Carsten-Otto Nagel ist das ein weiterer schwerer Rückschlag“, kommentierte der enttäuschte Bundestrainer Otto Becker: „Das ist sehr schade, aber das ist seine Entscheidung, das muss ich akzeptieren.“ Beckers Dressurkollege Jonny Hilberath wartet derweil immer noch, ob Totilas-Reiter Matthias Rath rechtzeitig gesund wird.

Für Beerbaum war die Entscheidung nach insgesamt 15 Strafpunkten ohne Alternative. „Die Stute ist einfach nicht in Form“, sagte der 48-Jährige: „Sie zieht einfach nicht. Heute morgen, das war bescheiden.“ Schon kurz nach dem Ritt informierte der viermalige Olympiasieger den Bundestrainer.

„Die Enttäuschung ist nicht ganz so groß, weil es sich schon vorher abzeichnete“, sagte Beerbaum: „Sie ist bei vielen Leuten um mich herum größer als bei mir selber.“ Der Routinier gab sich zugleich kämpferisch und kündigte einen erneuten Versuch in vier Jahren an: „Rio ist jetzt das Ziel, die siebten Spiele will ich schon machen.“ Gotha will er nun beim CHIO nur noch in kleineren Springen einsetzen. Ein zweites Toppferd für London hat er nicht.

„Nach einem Fehler am ersten Oxer hat sich die Stute erschrocken“, erklärte Becker: „Danach ist sie losgerannt, und Ludger musste sie anhalten.“ Am Ende standen 15 Strafpunkte und Platz 89 in der Ergebnisliste. „Das ist ärgerlich“, sagte Becker: „Das ist schon das zweite prominente Paar, das nicht zur Verfügung steht, und die Woche ist noch lang.“ Am Samstag hatte bereits Team-Welt- und Europameister Nagel abgesagt, weil seine Stute Corradina nach einer Zahnoperation nicht wieder in Form gekommen ist.

Im Gegensatz zu Nagel war Beerbaum im Kampf um die Olympia-Tickets nach einem Sturz bei den deutschen Meisterschaften nur noch Außenseiter. Der Routinier aus Riesenbeck wollte in Aachen aber noch einmal „alles versuchen“ und hatte vor dem Eröffnungsspringen gesagt: „Ich bin hier nicht, um spazieren zu reiten.“ Später sagte er: „Im Grunde war das nur eine Bestätigung für das, was ich schon wusste. Ich bin nicht aus allen Wolken gefallen.“

Favoriten auf die vier Olympia-Startplätze sind nun mehr denn je fünf Reiter: Christian Ahlmann (Marl) mit Codex one, Marcus Ehning (Borken) mit Plot Blue, Marco Kutscher (Riesenbeck) mit Cornet Obolensky, Janne-Friederike Meyer (Schenefeld) mit Lambrasco und Philipp Weishaupt (Riesenbeck) mit Monte Bellini. Die CHIO-Equipe bilden Ehning, Kutscher, Meyer und Ahlmann. „Das ist aber noch keine Vorentscheidung für London“, sagte Becker: Auch Weishaupt liege noch gleichauf.

Die erste Prüfung des bedeutendsten Reitturniers der Welt hatte Roger Yves Bost gewonnen. Der 46 Jahre alte Reiter aus Frankreich siegte im Sattel von Vivaldo mit dem schnellsten fehlerfreien Ritt in 62,31 Sekunden vor dem Brasilianer Rodrigo Pessoa mit Palouchin (0/64,03). Bester deutscher Starter war Kutscher, der mit Cornet's Cristallo (0/66,42) auf Platz drei kam. Im zweiten Springen des ersten CHIO-Tages gewann der Brasilianer Alvaro Miranda mit Bogeno (0/68,50) vor Hans-Dieter Dreher aus Eimeldingen mit Embassy (0/69,32).

In der Dressur dreht sich derweil alles um den abwesenden Totilas-Reiter Rath. „Wir wollen ihn am Freitag auf dem Pferde sehen“, sagte Klaus Roeser, der Vorsitzende des Dressur-Ausschusses. Der Reiter aus Kronberg, der in Aachen nicht reiten kann, musste nach Auskunft seines Pressesprechers aber noch immer das Bett hüten. Rath leidet an Pfeiffer'schem Drüsenfieber.