Rekord-Olympionike Millar: 10. Start und noch weiter

Perth (dpa) - Der alte Mann will noch mehr. In London wird Ian Millar zum Rekord-Olympioniken, doch für den kanadischen Springreiter ist die zehnte Teilnahme an den Spielen noch lange kein Grund, um über das Karriereende nachzudenken.

Selbst ein Olympiasieg wäre es nicht, erklärte der 65-Jährige: „Wenn ich Gold gewänne, würde ich sagen: Das ist gut, jetzt sollte ich eine zweite gewinnen.“ Seine erste Medaille gewann Millar erst bei seinen neunten Olympischen Spielen vor vier Jahren. Mit der kanadischen Mannschaft holte der Routinier im Sattel von In Style Silber hinter dem US-Team. Nun steht die zehnte Teilnahme bevor. Millar ist einer der fünf nominierten Reiter, die nach London reisen.

Zahlenmäßig zieht er dann mit Hubert Raudaschl gleich. Zehnmal war der österreichische Segler bei Olympia, einmal schaute er als Ersatzmann allerdings nur zu. Anders als Millar hat der 69-jährige Raudaschl seine sportliche Karriere allerdings bereits beendet.

Millar macht auf jeden Fall weiter. „Das kanadische Springreiter-Team erhält eine sehr, sehr kleine Rente, deshalb kann ich nicht aufhören“, scherzte Millar. „Im Ernst, solange ich das richtige Pferd habe, werde ich weitermachen.“ In London sattelt er Star Power, einen elfjährigen Wallach, den er seit zwei Jahren reitet.

Seine erfolgreichste Zeit hatte der zehnmalige kanadische Meister bisher mit Big Ben, der vom Namen her wunderbar nach London gepasst hätte. 1988 in Göteborg und 1989 in Tampa gewann Millar mit dem legendären Wallach den Gesamt-Weltcup - seine bisher größten Einzelerfolge neben drei Siegen bei den Pan American Games.

Angefangen hat Millar mit zehn Jahren und ist immer noch begeistert von der Vielfältigkeit seines Sports. „Die Pferde pflegen, die Ställe saubermachen, dem Schmied helfen, das ist es. Alles, was mit den Pferden zu tun hat, fasziniert mich und interessiert mich“, schwärmte der daheim auch „Captain Canada“ genannte Profi.

Zu Hause ist Millar in Perth/Ontario, wo er mit seinen Kindern Amy und Jonathan eine Farm betreibt. Zu den Besonderheiten dieser Familien-Geschichte gehört das Turnier in Ocala/Florida vor elf Jahren, wo die Millars im Großen Preis die Plätzen eins, zwei und drei belegten. Mehrfach ritten die drei auch schon gemeinsam in der kanadischen Nationalmannschaft bei Nationenpreisen.

Beim ersten Olympiaritt des Vaters waren Amy und Jonathan noch gar nicht geboren. 1972 debütierte er als 25-Jähriger in München, ritt im Sattel von Shoeman mit dem kanadischen Team auf Platz sechs. Seitdem gehörte Millar immer zum kanadischen Olympia-Team und verpasste nur die Boykott-Spiele 1980 in Moskau. Ein Ende dieser Olympia-Serie ist noch nicht in Sicht.