Sorgen beim Bundestrainer um Pferde-Preise
Hannover (dpa) - Die Pferdehändler reiben sich die Hände. Weltklasse-Springpferde werden immer teurer, die Zehn-Millionen-Euro-Grenze ist im September erstmals geknackt worden. Doch für Bundestrainer Otto Becker ist die rasante Entwicklung des Marktes ein Problem.
„Wir haben für unsere Mannschaft deutlich weniger Spitzenpaare“, sagt der Coach: „Das macht mir Sorgen.“ Zuletzt sind zwei starke Pferde von deutschen Nationenpreis-Reitern verkauft worden. Acorte von Rolf Moormann (Großenkneten) und Light on von Rene Tebbel (Emsbüren) wechselten den Besitzer. „Für mich als Bundestrainer ist das schwierig“, sagt Becker: „Jedes Pferd, das verkauft wird, fehlt mir. Das tut mir weh.“ Spitzen-Reiter wie Mannschafts-Weltmeisterin Janne-Frederike Meyer (Schenefeld) oder der dreimalige Europameister Marco Kutscher (Riesenbeck) haben derzeit kein absolutes Spitzen-Pferd.
„Für richtige Kracher gibt es im Moment einfach mehr Nachfrage als Angebote, deshalb gehen die Preise in den Himmel“, erklärt der Springreiter Ludger Beerbaum. Vor wenigen Jahren investierte Saudi Arabien aus einem Fond rund 50 Millionen in den Kauf von Pferden und gewann bei den Olympischen Spielen in London Bronze. „Das macht die Kataris heiß“, sagt Beerbaum: „Die kaufen jetzt in Massen.“
Becker berichtet zudem: „Auch die Amerikaner kaufen im Moment sehr viel.“ Und die Brasilianer rüsten für Olympia in Rio auf. Dazu kommen Käufer wie der ukrainische Multi-Millionär Alexander Onischenko, der nicht nur im großen Stil Pferde einkauft.
Neben Katharina Offel (Wipperfürth), einem Brasilianer und einem Ungarn reitet seit kurzem auch Doppel-Olympiasieger Ulrich Kirchhoff (Herzlake) für die Ukraine und erhält im Gegensatz von Onischenko mehrere Pferde - etwa Tebbbels Light on. Zum Glück für den Bundestrainer scheiterte Onischenkos Versuch, Meredith Michaels-Beerbaums Bella Donna für fünf Millionen Euro zu kaufen.
Beerbaum ist angesichts des förmlich explodierenden Marktes hin- und hergerissen. „Einerseits verkaufe ich auch“, sagt der viermalige Olympiasieger: „Andererseits bin ich auch Einkäufer. Wenn ich junge Pferde kaufen will, kommen immer mehr um die Ecke und bieten mehr.“
Beerbaum arbeitet wie fast alle Spitzenreiter als Pferdehändler. Die Preisgelder reichen trotz Steigerungen in jüngster Zeit nicht zum Unterhalt eines Turnierstalles aus. „Ausbilden und Verkaufen ist auch unser Job“, sagt der Reiter, der in Riesenbeck einen großen Ausbildungs- und Handelsstall betreibt.
Beerbaum hat allerdings einen entscheidenden Vorteil, denn er wird maßgeblich von Madeleine Winter-Schulze unterstützt. Der größten Mäzenin des deutschen Reitsports gehören auch Pferde von Beerbaums Angestellten Marco Kutscher und Philipp Weishaupt. „Hätte ich Madeleine nicht, dann könnte Otto nicht mit uns planen“, betont Beerbaum. Zinedine und Chiara, seine Favoriten für die WM im kommenden Jahr sind, muss Beerbaum daher nicht verkaufen.
„Ich kann die Reiter verstehen, wenn sie Pferde verkaufen. Das ist auch eine Existenzfrage“, sagt der Bundestrainer. Becker wünscht sich daher eine Initiative wie etwa in Großbritannien, wo vor Olympia 2012 über eine Lotterie Geld eingenommen wurde: „Die haben zielgerichtet investiert und sind jetzt Olympiasieger und Europameister.“