Tebbel trainiert Ukrainer und verkauft sein Toppferd

Herzlake (dpa) - René Tebbel konnte der verlockenden Offerte nicht widerstehen. Der dreimalige deutsche Meister beendet vorerst seine Karriere und wird Trainer der ukrainischen Springreiter.

Der 44-Jährige aus Emsbüren hat nach eigenen Angaben ein „gutes Angebot“ bekommen und einen Vierjahresvertrag unterschrieben. Tebbel wird damit Teil des aufsehenerregenden Reitsport-Projektes des ukrainischen Multi-Millionärs Alexander Onischenko, für den auch Doppel-Olympiasieger Ulrich Kirchhoff reitet.

Onischenko mischt mit seinem Geld seit ein paar Jahren die Reitsport-Szene auf und setzt dabei vor allem auf deutsches Knowhow. Ein Teil seines Teams, das zuvor von Heinrich-Wilhelm Johannsmann gecoacht wurde, wird im niedersächsischen Herzlake stationiert sein. Neben dem Finanzier selbst und Oleg Krasuk wird auch der seit Mai als Ukrainer reitende Kirchhoff im Emsland trainieren.

Tebbel wird nicht die Nationalität wechseln. Er will vielmehr seine eigene Reitkarriere vorerst beenden, obwohl er noch im besten Reiteralter ist. „Ich reite erstmal nur noch zu Hause“, sagte der 44-Jährige, der vor zweieinhalb Jahren einen schweren Sturz hatte. „Das hat man immer im Hinterkopf“, gibt der Reiter zu: „Man reitet vorsichtiger.“ Rund zwei Jahre lang hatte er als Erinnerung Schrauben im Bein.

Tebbel will zudem seine Hengststation verkleinern und sich vermehrt um seinen Sohn Maurice kümmern. Der 19-Jährige gilt als eines der größten deutschen Talente. Er soll nach Angaben des Vaters aber nicht für die Ukraine reiten. Für die ehemalige Sowjet-Republik startet außer Kirchhoff bereits seit 2005 die ehemalige deutsche Meisterin Katharina Offel. Der frühere Junioren-Meister Björn Nagel hat hingegen sein Engagement für Onischenko beendet und reitet wieder für Deutschland.

Tebbel hat auch sein Toppferd Cooper verkauft, natürlich an Onischenko. Der Ukrainer ist bei seinem Hobby nicht knauserig. Für Kirchhoff erwarb er in der Schweiz unter anderem das Spitzenpferd Carlina. Für die Stute Bella Donna, mit der Meredith Michaels-Beerbaum bei den Olympischen Spielen in London ritt, soll der Ukrainer rund fünf Millionen Euro geboten haben. Der Deal ist aber noch nicht perfekt.

Onischenko wird in der Branche als „Reitsport-Abramowitsch“ bezeichnet. Er kauft sich - ähnlich wie der russische Öl-Magnat Roman Abramowitsch mit dem Fußballclub FC Chelsea beim Fußball - dank des vielen Geldes in die internationale Spitze ein. 2006 wurde sein Team bei der WM in Aachen Vierter. Der ukrainische Hobbyreiter erfüllte sich sogar den Traum, selbst bei den Olympischen Spielen zu starten. Gecoacht wurde er in London selbstverständlich von einem Deutschen - doch trotz der Betreuung von Paul Schockemöhle kam er nur auf Platz 69.