Totilas-Neustart mit Janssen und fittem Rath
Kronberg (dpa) - Seit knapp sieben Wochen schweigt Totilas. Das Dressurpferd mit eigener Internet-Seite hat sich zuletzt Ende August zu Wort gemeldet - und auch sonst ist es um den lange Zeit intensiv vermarkteten Hengst ruhig geworden.
In der Zwischenzeit haben der als Wunderpferd geltende Totilas und sein Reiter Matthias Rath aber ohne großes Bohei das Training bei dem in Deutschland umstrittenen Sjef Janssen aufgenommen. „Ich war schon ein paar Tage da, es macht Spaß“, berichtete Rath von den Einheiten beim ehemaligen niederländischen Bondscoach in Erp.
„Wir kommen gut zurecht“, kommentierte Rath die Zusammenarbeit mit Janssen, dessen Trainingsmethodik hierzulande viele Kritiker hat. Schon im Januar brach in Teilen der deutschen Dressurszene ein Sturm der Entrüstung aus, als die geplante Kooperation mit dem niederländischen Coach bekannt wurde. Janssen gilt als Verfechter der in Deutschland verpönten Rollkur - er selber spricht von LDR-Methode, das steht für low, deep and round.
Wohl auch deshalb gab es keine Ankündigung der ersten gemeinsamen Übungseinheiten. Dabei hat das teuerste Dressurpferd der Welt seit dem Kauf durch Paul Schockemöhle vor zwei Jahren nicht nur eine eigene Modekollektion und eine eigene Homepage, sondern auch einen eigenen Pressesprecher. „Derzeit ist es alles ein bisschen ruhiger“, sagte der Totilas-Sprecher Kai Meesters: „Matthias muss erst wieder ins Viereck, dann können wir wieder mehr machen.“ Rath hat wegen seiner Erkrankung am Pfeiffersches Drüsenfieber eine mehrmonatige Zwangspause einlegen müssen.
Das Training mit Janssen ist so etwas wie die letzte Chance. Die großen Erfolge, die sowohl Schockemöhle als auch die Familie Rath/Linsenhoff mit dem spektakulärsten Transfer der Pferdesport-Geschichte verbanden, haben sich nicht eingestellt. Bei der enttäuschenden Europameisterschaft 2011 gab es Silber in der Teamwertung und zweimal Blech im Einzel.
Janssen sagte damals in Rotterdam: „Die Kombination passt so nicht. Das muss repariert werden, das ist noch ganz viel Arbeit.“ Die hat er nun selber übernommen. Viereinhalb Stunden dauert die Fahrt des Pferdetransporters vom heimischen Kronberg zu Janssens Trainingsgelände.
Schockemöhle, der Totilas für geschätzte zehn Millionen Euro erworben hatte, ist die Kritik an Janssen egal: „Da wird viel Stimmung gemacht. Die Vorbehalte gegen ihn teile ich nicht.“ Auch die neue Bundestrainerin äußerte keine Bedenken. „Ich habe kein Problem mit Sjef Janssen“, sagte Monica Theodorescu: „Außerdem gibt es Regeln, die das Arbeiten auf dem Abreiteplatz betreffen - und daran müssen sich alle Reiter und Trainer halten.“
Rath, Janssen und Totilas werden unter besonderer Beobachtung stehen, wenn sie erstmals gemeinsam in der Öffentlichkeit auftreten. Wann das sein wird, sei noch offen, erklärte Rath: „Das möchte ich erst mit Herrn Janssen besprechen. Wir haben noch keinen festen Turnierplan.“
Rath hat es nach den wegen seiner Krankheit verpassten Olympischen Spielen „ruhiger angehen lassen“. Er sei inzwischen aber erholt, hat mit Nachwuchspferden sogar schon einige Starts bei kleineren Turnieren absolviert. „Ich fühle mich soweit gesund“, erklärte der Reiter: „Ich bin wieder gut dabei.“