Champagner für alle Werth bejubelt Dressur-Weltcup wie ersten Sieg
Omaha (dpa) - Für eine wilde Feier im Wilden Westen blieb keine Zeit. Nur zwei Stunden nach ihrem dritten Weltcup-Sieg saß Isabell Werth im Flieger, um Omaha möglichst schnell zu verlassen.
„Ich habe mein Kind eine Woche nicht gesehen“, sagte die Seriensiegerin - und fügte fröhlich an: „Im Flugzeug gibt es ja auch Champagner.“ Vor dem schnellen Abflug hatte die erfolgreichste Reiterin der Welt den Gewinn des Dressur-Weltcups trotzdem zelebriert, als wenn es ihr erster Sieg gewesen wäre. Werth riss nach dem Ende des Rittes mit Weihegold die rechte Hand nach oben und zeigte strahlend mit dem Zeigefinger in die Luft. Kurz danach ballte die 47-Jährige aus Rheinberg beide Fäuste, und später rannen ihr Freudentränen über die Wangen.
„Es war elektrisierend und spektakulär, hier zu reiten - ich bin einfach nur happy“, schwärmte Werth. Bei der Premiere im US-Bundesstaat Nebraska ritt sie vor 9000 Zuschauern im CenturyLink Center mit Weihegold unangefochten zum Sieg und erhielt für den Auftritt mit ihrer zwölfjährigen Stute 90,704 Prozentpunkte.
Auf dem Abreiteplatz hüpfte Werth vergnügt, umarmte und küsste mehr als ein Dutzend Menschen. Dass große Siege auch für sie keine Routine sind, zeigte sich später bei der Siegerehrung. Zu früh kletterte sie auf das Podium und hatte die Lacher auf ihrer Seite. „Das habe ich wohl falsch verstanden“, kommentierte sie lachend.
Erst nach der Reiterin aus Rheinberg stiegen die Platzierten auf das Podest. Zweite wurde die US-Amerikanerin Laura Graves mit Verdades (85,307). Auf Platz drei kam der Brite Carl Hester mit Nip Tuck (83,757). Nach der Siegerehrung flößte Werth beiden den Champagner persönlich aus der Flasche ein. Die Champagner-Party ging bei der Pressekonferenz weiter.
Werth durfte feiern, weil sie sich auch vom tosenden Beifall für die amerikanische Lokalheldin nicht nervös machen ließ. „Ich habe den Applaus gehört“, sagte die Siegerin grinsend. Aber das „pushte“ Werth genauso wie die Kampfansage, die Graves vor der Kür gemacht hatte: „Sie hat gesagt, sie will gewinnen. Ich wollte das verhindern - und das hat geklappt.“
Graves war dennoch zufrieden. „Hinter Isabell Zweite zu sein, das fühlt sich wie ein Sieg an“, sagte die US-Amerikanerin. Auch für Graves ist die deutsche Reiterin so etwas wie eine lebende Legende. Ihren ersten Weltcup-Sieg hatte Werth vor 25 Jahren in Göteborg mit Fabienne gefeiert, den zweiten 2007 mit Warum Nicht in Las Vegas.
„Das ist schon speziell, nach zehn Jahren wieder den Weltcup zu holen“, gab die Siegerin zu, die trotz all der Trophäen noch nicht genug hat. Werth will trotz sechs Olympiasiegen, sieben WM-Titeln und mehr als zwei Dutzend anderer Medaillen weiter gewinnen. Die EM im August in Göteborg ist das nächste Ziel.
Bei den Springreitern wird es wohl keinen deutschen Sieger geben. Marcus Ehning und Guido Klatte verbesserten vor der letzten Teilprüfung in der Nacht zum Montag (MESZ) ihre Platzierungen. Durch je acht Strafpunkte im Stechen des zweiten Teils vergaben sie jedoch eine noch bessere Ausgangsposition.
Der erst 21 Jahre alte Klatte lag als bester deutscher Starter mit Qinghai auf Rang fünf der Zwischenwertung. Ehning verbesserte sich mit Pret A Tout auf Platz neun. „Schade“, lautete der knappe wie passende Kommentar von Ehning. Nach den ersten beiden Teilen führte weiter der US-Amerikaner McLain Ward, der mit Azur auch das Springen am Freitagabend mit der schnellsten Runde des Stechens gewann. Zweiter war der Belgier Gregory Wathelet mit Forlap.