Ringer-Bund verteidigt harte Linie gegen Vereine

Leipzig (dpa) - Die deutschen Ringer mischen wieder in der Weltspitze mit. Aline Focken wurde 2014 Weltmeisterin, Oliver Hassler holte WM-Silber. Im Nachwuchs gab es zahlreiche WM- und EM-Medaillen. Das langfristige Konzept von Sportdirektor Jannis Zamanduridis scheint zu greifen.

Foto: dpa

Nun aber gefährdet ein Zoff mit den Bundesliga-Vereinen den erfolgreich eingeschlagenen Weg. 13 der 14 Erstligisten haben nur unter Vorbehalt ihre Meldung für die nächste Bundesliga-Saison abgegeben. Sie wehren sich gegen eine Gebührenerhöhung und fordern in verschiedenen Fragen mehr Mitspracherecht, etwa bei Strukturen, Änderungen der Gewichtsklassen oder dem Einsatz von Ausländern. Notfalls planen einige Erstligisten eine eigene Klasse.

Der Deutsche Ringer-Bund (DRB) verteidigt seine konsequente Linie. „Die Entscheidungskompetenz muss beim Spitzenverband bleiben. Wir sind aber jederzeit gesprächsbereit. Ich sehe in diesem Interessenskonflikt auch eine Chance für eine vernünftige Lösung und einer Neustrukturierung. Doch wir werden und können nicht den Forderungskatalog der Vereine akzeptieren“, sagte DRB-Sportdirektor Zamanduridis am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur.

Dass eine vernünftige Zusammenarbeit fruchtbar sein kann, demonstriert der KSV Köllerbach. „Der Verein macht seit Jahren eine gute Nachwuchsentwicklung. Dieses Erfolgsrezept ist deckungsgleich mit unseren Interessen des Verbandes“, sagte Zamanduridis über den Meisterschafts-Halbfinalisten. Der SV Weingarten schaffte den Sprung in die Runde der besten Vier mit sechs Deutschen. Doch viele Traditionsvereine setzen seit Jahren auf Ausländer. So kommt es vor, dass ein Meisterschaftsfinale praktisch am Grünen Tisch entschieden wird, weil der ausländische Starter kurzfristig nicht angereist ist.

Derzeit dürfen nach DRB-Statuten neben fünf Deutschen vier EU-Ausländer und ein Nicht-EU-Ausländer auf die Bundesliga-Matte. „Wir wollen ein Verbundsystem mit den Vereinen, doch sie müssen sich der Verantwortung bewusst werden und eigenen Nachwuchs fördern“, sagte der Sportdirektor. Er fordert Weitblick von den Vereinen: „Sie haben häufig nur ihre eigene Sicht. Es sind aber oft nicht die Trainer, sondern eher Vereinsfunktionäre, die lieber mit zehn Ausländern um jeden Preis deutscher Meister werden wollen.“

DRB-Präsident Manfred Werner sieht den Streit gelassen: „Wir sind gewählte Vertreter aller Ringer in Deutschland. Wir können und werden uns zu keiner Zustimmung zu Statutenänderungen nötigen lassen.“ Der für die Bundesliga zuständige DRB-Vizepräsident Ralf Diener meinte: „Die letzte Bundesdelegiertenversammlung hat November 2014 in Leipzig stattgefunden - hier hätte ohne weiteres Gelegenheit bestanden, die von den Vereinen aufgeworfenen Fragen über ihre Landesorganisationen zu erörtern und zur Abstimmung zu stellen. Die Vereine haben diese Chance nicht angemessen genutzt.“

Da in der Bundesliga schon seit gut 25 Jahren vor allem die Weltklasse-Ringer aus Osteuropa unter Vertrag stehen und für Kurzeinsätze am Wochenende auch noch fürstlich entlohnt werden, fürchtet der deutsche Verband weniger Chancen für den eigenen Nachwuchs. „Wir wollen doch unsere eigenen Weltmeister feiern, also müssen die Vereine doch vorwiegend deutsche Sportler fordern und entwickeln“, meinte Zamanduridis.