Schweizer Beton für Gladbachs Fundament
In Zugang Michael Lang hat Sportdirektor Max Eberl eine Qualität entdeckt, die er bei vielen Außenverteidigern für verschüttet hält.
Rottach-Egern. Nicht nur Deutschland, auch die Schweiz wird die Fußball-Weltmeisterschaft in wenig guter Erinnerung behalten. Die Eidgenossen konnten in Russland ihren Achtelfinal-Fluch nicht besiegen. Seit der Heim-WM 1954 wartet die „Nati“ nun schon auf einen erneuten Vorstoß ins Viertelfinale. Diesmal war durch ein 0:1 gegen Schweden Schluss und Michael Lang eine der tragischen Figuren. Auf den Gegentreffer des Leipzigers Emil Forsberg hatte der Abwehrspieler zwar wenig Einfluss, war allerdings in die Fehlerkette involviert — und in der Nachspielzeit sah Lang nach einer Notbremse dann auch noch die rote Karte.
„Gut, dass ich mich schnell auf meine neue Aufgabe fokussieren konnte. Das hat das bittere WM-Aus deutlich erleichtert“, sagt Michael Lang im Trainingslager von Borussia Mönchengladbach in Rottach-Egern am Tegernsee. Für 2,8 Millionen Euro Ablöse hat ihn die Borussia vom FC Basel an den Niederrhein gelotst. „Michael wollte noch einen Schritt in der Karriere machen und die Ablösesumme war nicht exorbitant hoch. Wie schon beim Transfer von Yann Sommer ist der FC Basel auch dieses Mal ein angenehmer Verhandlungspartner gewesen“, sagte Gladbachs Sportdirektor Max Eberl.
In Michael Lang kommt ein Schweizer WM-Unikat. Der 27-Jährige war der einzige im Kader der Eidgenossen, der sein Geld in der Heimat verdient hat. 272 Erstliga-Partien, 35 Europacup-Einsätze und 25 Länderspiele stehen für Lang zu Buche, mit der „Nati“ nahm er an den Weltmeisterschaften 2014 und 2018 sowie an der Europameisterschaft 2016 teil. Zudem wurde er 2017 von den Mannschaftskapitänen und Trainern der Super League sowie von Schweizer Sport-Journalisten zum Spieler des Jahres gewählt. „Das ist auf seiner Position außergewöhnlich“, sagt Max Eberl.
Denn Lang ist rechter Außenverteidiger und damit für Eberl auf einer der anspruchsvollsten Positionen im Fußball unterwegs. „Ich war in meiner aktiven Karriere ja selber Außenverteidiger, das ist immer schon eine der schwierigsten Positionen gewesen. Man muss dafür viel Überblick besitzen sowie eine gute Balance in den Aktionen haben. Heutzutage wird von diesen Spielern viel Vorwärtsdrang erwartet. So waren auch die deutschen Außenverteidiger bei der WM mehr vorne als hinten. Doch ein Außenverteidiger ist zuallererst immer noch ein Abwehrspieler“, sagt Eberl.
Dafür stand Lang schon länger auf dem Zettel des 44-Jährigen, nun war die Gelegenheit günstig. Serienmeister FC Basel muss nach dem an die Young Boys Bern verlorenen Titel um die Champions-League-Teilnahme bangen und anderweitig Gelder rekrutieren. „Der FCB hat verdienten Spielern noch nie Steine in den Weg gelegt. Ich wollte aber nicht einfach nur ins Ausland gehen, es sollte schon ein geiler Verein sein. Als Borussia sich meldete, musste ich nicht überlegen und habe die schon recht weit fortgeschrittenen Gespräche mit einem türkischen Spitzenclub umgehend beendet“, sagte Lang.
Der aus Egnach bei St. Gallen stammende Mann mit der langen Haarmähne hat sogar seinen Urlaub um zwei Tage verkürzt, um im Trainingslager einsteigen zu können. „Ich will die Abläufe schnell verinnerlichen“, sagt Lang. Eine Mentalität, die Eberl gefällt. „Michael ist nicht nur ein Spieler, der das Gefühl für die defensiven Aufgaben seiner Position besitzt. Er ist auch ein Profi, der die Galligkeit hat, aus einem Rückstand ein Unentschieden und aus einem Unentschieden einen Sieg machen zu wollen.“ Qualitäten, die überall gefragt sind.