Schneller und schlauer Neuseelands Segelcrew beim America’s Cup auf Siegkurs
Hamilton (dpa) - Vier Rennen, vier Siege: Neuseelands Segler haben das Oracle Team von Cup-Verteidiger USA zum Auftakt des 35. Duells um den America’s Cup vorgeführt.
Die Mannschaft um den mit 26 Jahren jüngsten Cup-Steuermann Peter Burling ist vor Bermuda drauf und dran, den Amerikanern die wichtigste Trophäe des internationalen Segelsports zu entreißen. Bislang findet der von Software-Milliardär Larry Ellison finanzierte Titelverteidiger kein Mittel gegen die dominanten Neuseeländer auf deren Hightech-Katamaran. Sie segeln schneller, besser und schlauer.
Mit perfekten Starts, konstant höherer Geschwindigkeit, exzellenter Positionierung und einer am zweiten Renntag gegen null tendierenden Fehlerquote demontierten die Neuseeländer die von den Buchmachern favorisierten Pokalverteidiger. „Sie sind einfach schneller als wir“, gestand der düpierte Oracle-Steuermann Jimmy Spithill. Der 37-Jährige konnte sich in den ersten vier Begegnungen nicht einmal auf seine größte Stärke besinnen. Der als aggressiver Duellsegler bekannte Australier verlor alle vier Starts gegen die Kiwis, deren größte Schwäche in der Herausfordererrunde die wichtige Startphase war.
Die Neuseeländer und ihr neuer Superstar „Pistolen-Pete“ Burling, 49er-Olympiasieger und siebenmaliger Weltmeister, haben schnell gelernt und den Amerikanern bislang keine Angriffsfläche geboten. Das Team gewann alle Starts und ist mit einer 3:0-Führung in die fünftägige Pause gegangen. Der Minuspunkt aus der Qualifikation ist ausgebügelt. Das Duell wird am 24. Juni fortgesetzt. Wer sieben Punkte auf dem Konto hat, gewinnt den Cup.
In Expertenkreisen wird diskutiert, ob das US-Team seine Mannschaftsaufstellung ändern soll. Wie schon 2013 könnte ein Team-Umbau bei den Amerikanern zünden. Damals war beim Stand von 1:8 Sir Ben Ainslie als Taktiker für den Amerikaner John Kostecki an Bord gekommen. Es folgte das sogenannte Jahrhundert-Comeback mit dem 9:8-Sieg der USA über Neuseeland.
Die Hoffnungen der Amerikaner auf ein ähnliches Wunder sind jedoch gering. Ein Beobachter sagte im Tonfall einer Trauerrede: „Das wirkt alles eher wie 1995 als 2013.“ 1995 hatten die Kiwis den Rivalen „Young America“ mit 5:0 düpiert und den Amerikanern erstmals den Cup entrissen.
US-Crews haben die älteste Sporttrophäe seit der Premiere 1851 bislang 29 Mal gewonnen. Die Neuseeländer peilen ihren dritten Cup-Sieg an. „Deswegen sind wir hier“, sagte Burling. „Wir wollen den America’s Cup zurück nach Neuseeland holen.“
Deutschlands Olympia-Segler verfolgen die Live-Übertragungen auf der Kieler Woche. Erik Heil, mit Thomas Plößel im 49er Bronzemedaillen-
Gewinner von Rio, kennt seinen Dauerkonkurrenten und Bezwinger Peter Burling sowie dessen Vorschoter und Cup-Mitstreiter Blair Tuke aus Neuseeland gut. „Legendär, die Boys! Hoffentlich geht’s so weiter“, sagte Heil.