Fußball So funktioniert der KFC Uerdingen

Das Stadion · In Krefeld steht der nächste Umbruch an, die Mannschaft wird ein anderes Gesicht haben.

KFC-Boss Mikhail Ponomarev und Trainer Stefan Krämer liegen sich nach dem Aufstieg 2018 in den Armen. Ein halbes Jahr später, im Januar 2019, musste Krämer gehen. Seit März 2020 ist er wieder Cheftrainer des KFC.

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Der nächste Umbruch ist im Gange. Der KFC Uerdingen, der in den vergangenen beiden Jahren nach dem Aufstieg 2018 in der 3. Liga seine selbst gesteckten Ziele nicht erreichen konnte und weit unter den allgemeinen Erwartungen geblieben war, nimmt noch einmal Anlauf. Aller guten Dinge sind drei? Die 2. Liga ab Sommer 2021 also mit den Krefeldern?

So einfach wird das alles nicht, auch nicht für den bisher fürstlich alimentierten Profikader des russischen Investors Mikhail Ponomarev. Das sollte die Lehre der Verantwortlichen aus den beiden Spielzeiten in der dritthöchsten deutschen Fußballliga schon gewesen sein, wo sich Jahr für Jahr mindestens zehn der insgesamt 20 Mannschaften Hoffnungen auf den Aufstieg machen. „Die Mannschaft wird künftig ein anderes Gesicht haben“, hat Trainer Stefan Krämer, der das Team nach seiner Rückkehr seit März wieder betreut, nach Saisonende gesagt. Als Tabellen-13. war er da gerade ins Ziel gekommen, nach nur einem Sieg aus den letzten elf Spielen im Ligaendspurt. Es mischten sich ein Versprechen in das Neue und eine Enttäuschung über das Alte in diese Worte. Ein Schlussstrich, eine Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Doch die Baustellen sind gerade erst eröffnet worden.

Die Mannschaft

Das Team war das älteste der abgelaufenen Saison in Liga drei. Viele Legionäre mit Bundesliga-Erfahrung, viel Erfahrung, aber einige nicht mehr mit dem gewünschten Feuereifer bei der Sache, über den Zenit ihrer aktiven Karriere hinweg. Das Ensemble zeigte kaum Konstanz, mitunter Wankelmut. Am Weltmeister Kevin Großkreutz scheiden sich die Geister. Bei den Trainern in Uerdingen ist er nicht gut gelitten, doch der Weltmeister von 2014 besitzt noch einen dem Vernehmen nach sehr gut vergüteten Vertrag bis 2021. Die seit Jahren hohe Fluktuation in der Kabine und auf der Trainerbank geht also in die nächste Runde. Geduld, eine Mannschaft langfristig aufzubauen, zeigte sich bisher nicht.

Elf Abgänge stehen schon fest. In Omar Traoré ist erst ein neuer Mann hinzugekommen. Verhandlungen mit Torwart René Vollath, Christian Dorda oder Assani Lukimya mündeten noch nicht in einer Vertragsverlängerung. Trainer Krämer glaubt daran, dass die Kader im Profifußball wegen der Corona-Krise kleiner und preiswerter werden. Der Rotstift wird angesetzt, Kosten werden versucht einzusparen. Etwas kleiner im Umfang soll die neue Mannschaft des KFC werden. Mit drei Torhütern und 22 Feldspielern will Stefan Krämer Anfang August in die Vorbereitung starten. Bis dahin, so der 53-jährige Rheinländer aus Köln großzügig, müsse noch kein Anspruch auf Vollständigkeit bestehen.

Die Philosophie

Bei seiner Ankunft in Uerdingen Anfang März betonte Krämer, dass er für die Zukunft mehr Mitsprache einfordere bei Transfers. Das war eine Ansage im Klub von Mikhail Ponomarev, der bisher als Allein-Entscheider galt, aber schon mit der Verpflichtung Stefan Effenbergs im Oktober 2019 die Branche überrascht hatte. Der frühere Champions-League-Gewinner sollte seine Erfahrung und Fachwissen einfließen lassen, doch schon nach sieben Monaten gingen beide Parteien schon wieder getrennte Wege. Von seinen Einflüssen auf die Entwicklung ist wenig überliefert. Sein für ihn extra geschaffener Posten, der Manager Sport im Klub, ist vakant. Über die Pläne einer Neubesetzung ist nichts bekannt. Die neue Mannschaft soll „jünger, hungriger und schneller“ werden. So hatte es schon vor Saisonende geheißen. Vor allem aber muss das Team gefährlicher vor dem gegnerischen Tor agieren. Dort war der KFC in der vergangenen Spielzeit nur noch von den Absteigern aus Jena und Großaspach unterboten worden. 40 Treffer in 38 Spielen sprechen Bände. Einen Torjäger hatten die Uerdinger nicht.

Das Stadion

Und auch einen Heimvorteil gibt es nicht. Das Grotenburg-Stadion wird für elf Millionen Euro saniert. Es gehört der Stadt, nicht dem Klub. Im Sommer 2021 soll es tauglich für die 3. Liga sein. Sollte der KFC bis dahin in die 2. Liga aufgestiegen sein, müsste das Rund erneut ausgebaut werden, dann aber mithilfe von finanzstarken Sponsoren, wie die Stadt sagte. Bisher hatte Präsident Ponomarev nicht in den Ausbau einer Infrastruktur für seine Profimannschaft investiert. Es gibt kein eigenes Vereinsgelände, kein Klubhaus, kein Trainingszentrum, noch kein Nachwuchsleistungszentrum. Der Mitarbeiterstab ist klein und setzt auf Fans, die ihr Herzblut einbringen. Der KFC wird sich also die Düsseldorfer Arena ein weiteres Jahr mit der Fortuna teilen müssen. Im vorletzten Jahr war der KFC noch Untermieter in Duisburg gewesen. Trainiert werden soll ab August im Sportpark des SC Bayer Uerdingen. Der KFC bleibt ein geduldeter Gast auf fremdem Terrain.