Sucht nach dem Kick - Triathlon immer beliebter

Ulm (dpa) - Sie läuft für ihr Leben gern, von Kindesbeinen an. „Das macht den Kopf frei“, sagt Manuela Seitter. Auch auf das Fahrrad setzt sich die 52-Jährige regelmäßig. Vor gut einem Jahr hat sich die Besitzerin eines Wollladens in Ulm deshalb entschieden, an einem Triathlon teilzunehmen.

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Zum ersten Mal in ihrem Leben und aus Spaß. Sogar Schwierigkeiten beim Schwimmen brachten die Ulmerin nicht von ihrem Plan ab. „Das Kraulen habe ich mir mühsam beigebracht, einmal in der Woche in einem Kurs“, sagt Seitter.

500 Meter Schwimmen, 20 Kilometer Radeln und fünf Kilometer Joggen hatte sie bei ihrem ersten Triathlon geschafft. Danach wusste sie: „Das ist es!“. Mit Triathlon habe sie eine neue Sportart für sich entdeckt. Seitdem trainiert die Powerfrau gleich drei Sportarten statt nur eine.

Längst betreibt Seitter keine Randsportart mehr. Von Hawaii aus, dem Geburtsort des Ironmans, wo am Samstag Profis wie Europameister Sebastian Kienle und Olympiasieger Jan Frodeno sich dem Klassiker stellen, hat die Triathlon-Begeisterung Deutschland längst erreicht. Nach Angaben der Deutschen Triathlon Union (DTU) gibt es hierzulande rund 200 000 Hobby- und Profiathleten, die sich dem Ausdauersport verschrieben haben.

„Und es werden immer mehr“, sagt Matthias Teske von der DTU. „Die Zahl unserer Mitglieder hat sich in den letzten zehn Jahren auf über 50 000 mehr als verdoppelt“, sagt Teske. Auch Manuela Seitter weiß den Sport zu schätzen: „Mit Schwimmen, Radeln und Laufen kann ich meinen Körper ohne Fitnessstudio in Topform bringen - und das auch noch an der frischen Luft.“

Teske stellt fest: „Triathlon wird immer beliebter.“ Am Hamburg Triathlon, einem von mehr als 600 Wettkämpfen in Deutschland pro Saison, nehmen inzwischen bis zu 9000 Sportler teil. Vor elf Jahren waren es gerade einmal 2500. In Frankfurt gibt es einen Wettkampf eigens für Einsteiger. „Das ist was zum Ausprobieren, um die Leute vom Sofa runter zu holen“, sagt Ann-Kathrin Urban vom Organisationsteam.

Doch bevor sich Hobbysportler bei einem Wettkampf anmelden, sollte ein Besuch beim Arzt auf dem Trainingsplan stehen. Dazu rät Sportwissenschaftler Ingo Froböse von der Sporthochschule in Köln. „Triathlon ist prinzipiell für jeden was“, meint Froböse. Es sei denn, man habe Vorerkrankungen wie etwa Herz-Kreislauf-Probleme.

Ex-Profi Daniel Unger hilft inzwischen Hobbysportlern auf dem Weg zu ihrem ersten Triathlon. „Die sagen oft, ich glaub', das schaff ich nie, und dann kommen ihnen vor lauter Freude auf der Ziellinie die Tränen“, erzählt der Triathlon-Weltmeister von 2007 auf der olympischen Distanz. Triathlon sei die Sucht nach dem Kick.

Sportwissenschaftler Froböse rät Hobby-Athleten, sich vor einem Wettkampf richtig und umfassend vorzubereiten. „Der Körper muss sich langsam an die Belastung gewöhnen“, erklärt Froböse. Nicht selten würden unerfahrene Triathleten ihren Körper und ihre Leistungsfähigkeit überschätzen.

Seit Jahren schon trainiert ARD-Tagesschau-Sprecher Thorsten Schröder für verschiedene Triathlon-Wettkämpfe. Bereits dreimal ist er beim Ironman in Frankfurt gestartet. Für die Königs-Distanz über 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42 Kilometer Laufen hat der 46-Jährige zuletzt zehn Stunden und 27 Minuten gebraucht. Doch der Weg dorthin war hart. Acht bis neun Monate vor einem Ironman habe er fast jeden Tag trainiert. „Gegen Schluss waren es 15 bis 20 Stunden die Woche“, sagt Schröder, „das fühlt sich an wie ein Zweitjob.“

Irgendwann will Schröder auch einmal beim Ironman auf Hawaii dabei sein. Um sich dafür zu qualifizieren, müsste er seine Ironman-Bestzeit um etwa 40 Minuten toppen. „Hawaii ist für mich ein Langfristprojekt“, sagt der Tagesschau-Sprecher. Auch Manuela Seitter, die vor einem Jahr bei ihrem ersten Triathlon ins Ziel gekommen ist, träumt davon, einmal in Hawaii dabei zu sein: „Je älter man wird, desto weniger Konkurrenz gibt es.“