Becker schließt Funktion als Davis-Cup-Teamchef aus
Frankfurt/Main (dpa) - Am Wochenende konnten sich Deutschlands Tennis-Funktionäre noch einmal im Glanz der Fed-Cup-Damen sonnen. Seit diesem Montag steht das Präsidium um den neuen Präsidenten Ulrich Klaus wieder selbst in der Pflicht.
Auf der Suche nach einem neuen Davis-Cup-Teamchef sind die Bosse unter Zeitdruck, findet doch schon in einem Monat das Erstrundenspiel der Herren gegen Frankreich in Frankfurt statt. „Wir haben keine Hektik, aber auch keine Zeit zum trödeln“, sagte DTB-Vizepräsident Dirk Hordorff.
Hordorff ist bei der Suche nach einem Nachfolger für den vor einer Woche geschassten Carsten Arriens der entscheidende Mann, er führt für das Präsidium die Gespräche mit den potenziellen Kandidaten. Bis zum Ende der Woche will Hordorff eine Lösung gefunden haben.
Am Montag musste der Vizepräsident bei seinen Bemühungen einen ersten, wenn auch erwartbaren, Rückschlag hinnehmen. Sein Wunschkandidat Boris Becker steht nicht zur Verfügung. „Den Job als Davis-Cup-Teamchef kann ich mir im Moment nicht vorstellen“, sagte Becker dem Tennismagazin. Schon bei den Australian Open hatte der Trainer des Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic gesagt, dass der Posten für ihn derzeit nicht infrage komme. „Das kann ich mir beim besten Willen auch zeitlich nicht vorstellen. Ich habe einen Job, ein Büro in London, eine Familie“, hatte Becker Ende Januar erklärt.
Damit geht die Suche weiter. Ein heißer Kandidat bleibt Ex-Profi Alexander Waske. Dass der Frankfurter seit Tagen nicht ans Handy geht, werten Beobachter zumindest als Zeichen dafür, dass Waske auf der Liste der Kandidaten steht, die laut Hordorff „überschaubar“ ist. Auch Michael Kohlmann käme als Lösung infrage. Kohlmann fungierte bislang als Co-Trainer von Arriens und ist zudem für den Nachwuchs zuständig.
Am Rande des Fed-Cup-Wochenendes in Stuttgart brachte sich zudem Nicolas Kiefer ins Gespräch. Der Ex-Profi dürfte aber wohl eher nicht auf Hordorffs Zettel stehen, genauso wenig wie Rainer Schüttler. Die ehemalige Nummer fünf der Welt hat als Turnierdirektor der neuen ATP-Veranstaltung in Genf genug zu tun. „Ich weiß gar nicht, wie mein Name in die Verlosung gekommen ist“, sagte Schüttler am Montag. „Aber für mich kommt der Job im Moment nicht infrage. Wenn man etwas macht, muss man es vernünftig machen und dazu fehlt mir im Moment die Zeit.“
Zudem war Hordorff jahrelang Schüttlers Trainer und Berater. Seine Berufung hätte also ein gewisses Geschmäckle, und Strippenzieher Hordorff dürfte clever genug sein, sich eines solchen Vorwurfes bei seiner ersten wichtigen Personalentscheidung als Vize-Präsident nicht auszusetzen.
Wer immer am Ende auf dem zuletzt so heißen Stuhl des Kapitäns Platz nimmt, er muss mit zwei Dingen klar kommen. Zum einen, dass die Verantwortlichen wollen, dass der umstrittene Philipp Kohlschreiber wieder ins Team zurückkehrt. Was auch Schüttler begrüßt: „Ich weiß nicht, was vorgefallen ist. Aber grundsätzlich bin ich wie Boris Becker der Meinung, dass die Besten spielen sollten.“
Zum anderen muss der neue Teamchef damit einverstanden sein, dass er erst einmal nur einen Kurzzeitvertrag bekommt. „Ich halte nichts von langen Vereinbarungen, sondern bin ein Fan von Einjahresverträgen. Wenn es dann funktioniert, kann man problemlos weitermachen, wenn nicht, trennt man sich halt wieder“, sagte Hordorff am Sonntag.
Der frühere Wimbledonsieger Michael Stich kritisierte die DTB-Spitze am Montag für ihr Vorgehen in Sachen Teamchef-Wechsel. „Das DTB-Präsidium spricht nicht mit einer Stimme. Das ist nicht gut für das Tennis“, sagte Stich in Düsseldorf. Eine eigene Bewerbung für den Teamchef-Posten schloss auch der 46-Jährige aus: „Dafür habe ich keine Zeit.“