Doping-Fahnder: „Missbrauch führte zu Meldonium-Verbot“
Kreischa (dpa) - Der Doping-Fall der russischen Tennisspielerin Maria Scharapowa ist der vorläufige Höhepunkt in einer seit Jahresbeginn anhaltenden Serie positiver Proben auf das Mittel Meldonium.
Die Deutsche Presse-Agentur sprach mit dem Leiter des Institus für Dopinganalytik und Sportbiochemie Kreischa, Detlef Thieme, über das Mittel, seine Wirkung und warum es erst seit Januar auf der Liste verbotener Substanzen steht.
Meldonium steht seit Jahresbeginn auf der Liste der verbotenen Substanzen der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA. Warum?
Thieme: Es gibt seit vielen Jahren die Tendenz, dass man mit Mitteln experimentiert, die eine Leistungssteigerung versprechen. So ist es auch mit Meldonium, einem Herzmedikament. Ob es wirklich hilft, weiß ich nicht. Meiner Meinung nach ist es wie eine Lifestyle-Droge, die prophylaktisch genommen wird, obwohl ihre tatsächliche Leistung auf Sportler fragwürdig ist.
Warum wurde Meldonium dann verboten, wenn gar nicht genau erwiesen ist, ob es wirklich leistungssteigernd ist?
Thieme: Bei der WADA gibt es ein Monitoringprogramm. Das überwacht Medikamente, die nicht verboten sind. In den vergangenen ein, zwei Jahren hat es erhebliche Fallzahlen der Verwendung von Meldonium gegeben. Daher sah sich die WADA gezwungen, Meldonium wegen des Missbrauchs zu verbieten.
Warum gibt es derzeit so viele positive Meldonium-Fälle?
Thieme: Es sind vorwiegend Sportler aus Osteuropa, die ins Netz gehen. Das hängt damit zusammen, dass im Baltikum und Russland das Mittel frei verkäuflich ist, anders als in fast allen anderen Ländern. Man kann bei einigen Fällen wie dem von Scharapowa davon ausgehen, dass der Sportler den NADA-Hinweis auf das anstehende Verbot vom Dezember nicht gelesen hat. Bei anderen Fällen ist es aber auch möglich, dass es sich lange im Körper gehalten hat. Solche Mittel gibt es, deren Einnahme noch ein halbes Jahr später nachgewiesen werden kann. Auf die Wirkung kann man daraus aber nicht schlussfolgern.