Doppelter Petkovic-Schmerz: Aus und dickes Knie

Cincinnati (dpa) - Andrea Petkovic vergoss Tränen für die nächsten 20 Jahre - und war trotz der Halbfinal-Niederlage in Cincinnati am Ende des Tages wieder ein ziemlich glücklicher Mensch.

Deutschlands beste Tennisspielerin fürchtete am Samstag (Ortszeit) bereits einen erneuten Kreuzbandriss im rechten Knie und das Aus für die US Open in einer Woche. Doch nach Tests, Untersuchungen und Röntgenbildern war klar, dass die Weltranglisten-Elfte mit einem Meniskus-Einriss davongekommen war und für New York planen kann.

„Ich fühlte mich wie neugeboren und wollte spielen“, berichtete Petkovic nach dem 6:7 (4:7), 1:6 gegen die Serbin Jelena Jankovic am Samstag. Ihre Eltern wollten die 23-Jährige allerdings davon abhalten, angeschlagen anzutreten. „Sie haben ungefähr 700 Mal angerufen - bei der WTA, den Ärzten, den Physios, das war ziemlich peinlich. Sie dachten, dass ich sie anlüge“, erzählte Petkovic.

Nach dem Viertelfinal-Erfolg über die Russin Nadja Petrowa hatte Petkovic von einem Knacken im vor drei Jahren operierten Knie berichtet, nach kurzen Sorgen letztlich aber problemlos weiterspielen können. Doch im Hotel schwoll das Knie an. „Ich konnte überhaupt nicht mehr gehen. Ich dachte erst, es ist wieder das Kreuzband. Ich hatte richtig Angst und habe meine Tränen für die nächsten 20 Jahre verbraucht“, erzählte Petkovic. Erst nach stundenlangem Weinen und der erlösenden Diagnose atmete sie durch und trat nach Rücksprache mit den Ärzten dick bandagiert auf dem Beton an.

„Ich weiß, wie es ist, wenn ich zu Konzerten gehe, die Band kommt zwei Stunden zu spät und spielt nur 40 Minuten, und ich bin stinksauer. Die Leute bezahlen viel Geld, ich habe so viel gegeben, wie ich konnte“, sagte Petkovic, die ins Endspiel des mit rund zwei Millionen Dollar dotierten Hartplatz-Turniers wollte, nachdem sie das zuvor auch nicht in Carlsbad und Toronto geschafft hatte.

Eine Absage wäre eine Woche vor dem letzten Grand-Slam-Turnier der Saison sicher vernünftiger gewesen, doch Petkovic ist sich sicher: „Ich weiß, dass ich auf jeden Fall die US Open spielen kann. Wenn ich einen Tag nach der Verletzung spielen konnte, dann kann ich in sieben Tagen auch spielen. Insofern war es ein guter Test für die US Open.“ Allerdings sind nun zwei bis drei Tage Pause und weitere Arzttermine nötig, damit die Schwellung zurückgehen kann.

Neben der ehemaligen Weltranglisten-Erste Jankovic zog Maria Scharapowa ins Endspiel ein. Im Vorschlussrundenduell gegen ihre russische Landsfrau Vera Swonarewa siegte Scharapowa 2:6, 6:3, 6:3.

Verletzt beendete auch Topfavorit Novak Djokovic das Turnier. Der Weltranglisten-Erste musste im Finale gegen den Briten Andy Murray wegen einer Blessur an der rechten Schulter beim Stand von 4:6, 0:3 aufgeben. Der Serbe hatte zuvor in diesem Jahr 57 Partien gewonnen und nur einmal, im Halbfinale der French Open in Paris gegen Roger Federer, verloren. Für Murray war der Turniersieg bei dem mit 2,59 Millionen Dollar dotierten Hartplatz-Turnier die perfekte Einstimmung für die US Open, die am 29. August beginnen.