DTB-Damen vor schwerer Prüfung in Transsilvanien
Cluj-Napoca (dpa) - Vom Schreckensszenario Absturz in die Zweitklassigkeit wollen die deutschen Tennis-Damen in Draculas Heimat nichts wissen.
Verlieren Australian-Open-Siegerin Angelique Kerber & Co. am Wochenende das brisante Playoff-Duell gegen Rumänien, steigt die Auswahl von Bundestrainerin Barbara Rittner in die Weltgruppe II ab. Ein erneuter Angriff auf die ersehnte Trophäe in dem Teamwettbewerb wäre dann erst im Jahr 2018 wieder möglich.
Die große Hoffnungsträgerin jedoch versprühte sofort nach ihrer verspäteten Ankunft Zuversicht und Siegeswillen. „Ich bin optimistisch und freue mich auf die Atmosphäre“, sagte Kerber, als sie gegen 18.00 Uhr Ortszeit unter dem Applaus der Trainingsbeobachter den Sandplatz in der Sala Polivalenta Arena von Cluj-Napoca betrat und mit Annika Beck die ersten Bälle schlug.
„Wir haben ein gutes Team und werden alles geben, um in der ersten Weltgruppe zu bleiben“, sagte die Weltranglisten-Dritte. Nach ihrer erschöpfungsbedingten Aufgabe im Halbfinale des WTA-Turniers in Charleston hatte sich Kerber eine zweitägige Auszeit zu Hause gegönnt, gab aber Entwarnung: „Ich fühle mich wieder gut und freue mich, endlich beim Team zu sein. Nach der langen Amerika-Reise taten mir die zwei Tage zu Hause gut, um ein bisschen herunterzukommen.“
Auf die Nervenstärke und die körperliche Verfassung Kerbers wird es am Samstag und Sonntag vor allem ankommen im Kampf um den Klassenerhalt. „Ich spiele das Szenario nicht durch. Ich würde aber lügen, wenn es im Hinterkopf nicht da wäre“, sagte Rittner und ergänzte: „Ich versuche es zu verdrängen. Wenn es so kommt, dann kommt es so.“
Das böse Wort vom Abstieg soll unbedingt vermieden werden in der kleinen deutschen Reisegruppe, die sich seit Montag in der zweitgrößten Stadt Rumäniens im sagenumwobenen Transsilvanien auf die Partie vorbereitet. „Darüber habe ich gar nicht nachgedacht“, sagte die deutsche Nummer zwei Andrea Petkovic auf die Frage nach dem drohenden Abstieg. Auch Julia Görges („Unser Ziel ist es, hier zu gewinnen und nicht, uns über was-wäre-wenn Gedanken zu machen“) und Annika Beck („Der Druck liegt bei den Rumäninnen, sie spielen zu Hause“) machten mit ihren Wortmeldungen in dem fensterlosen und stickigen Pressekonferenz-Raum klar: Wir sind hier, um zu siegen.
Dabei wird den Partien gegen die rumänische Spitzenspielerin Simona Halep eine Schlüsselrolle zukommen. Kerber und Petkovic haben miserable Bilanzen gegen die Nummer sechs der Welt und noch nie gegen Halep gewonnen. Zudem erwartet die Deutschen in der mit 7500 Zuschauern ausverkauften Halle neben dem Fußballstadion des früheren Champions-League-Teilnehmers CFR Cluj eine hitzige Atmosphäre. „Es wird ein sehr, sehr enges und interessantes Duell“, sagte Rittner.
Gegen die Schweiz Anfang Februar hatte Kerber eine Woche nach ihrem sensationellen Grand-Slam-Triumph in Melbourne das Einzel gegen Belinda Bencic verloren und ihr Team nicht in das Halbfinale führen können. Auf ein Jahr in der zweiten Liga hat nicht nur die Norddeutsche keine Lust. „Irgendwann werden wir dieses Scheiß-Ding gewinnen“, hatte Rittner nach dem verlorenen Endspiel in Prag 2014 gesagt. Erst einmal aber muss das böse A-Wort verdrängt werden.