Fanauflauf in Stuttgart: Kerber und Petkovic begeistern
Stuttgart (dpa) - Dass auf dem Centre Court in der Porsche-Arena eine frühere French-Open- und US-Open-Siegerin spielte, interessierte die Stuttgarter Tennisfans nur am Rande.
Zeitgleich mit der Russin Swetlana Kusnezowa traten am Dienstag in der direkt angrenzenden Hanns-Martin-Schleyer-Halle auf dem als Court 1 ausgewiesenen Nebenplatz die deutschen Fed-Cup-Heldinnen Angelique Kerber und Andrea Petkovic im Doppel an. Und schon während des ersten Satzes mussten die Zugänge geschlossen werden. Der Ansturm war zu groß, das Sicherheitspersonal wies unzählige enttäuschte Fans ab.
„Die Stimmung war unglaublich, die Leute haben uns total unterstützt“, sagte Kerber, als sie eine Stunde nach dem Match vor die Presse trat. Die Begeisterung über den Halbfinalerfolg in Australien und den ersten Endspiel-Einzug einer deutschen Fed-Cup-Mannschaft seit 22 Jahren bescherte dem Turnier in der Schwabenmetropole allein durch den gemeinsamen Auftritt der beiden deutschen Spitzenkräfte einen ungeahnten Schub.
„Dass die Leute hier in Deutschland das alles trotz der Zeitverschiebung mitbekommen haben und dass unser Erfolg so wahrgenommen wird, ist etwas Besonderes“, sagte die Weltranglisten-Siebte aus Kiel. „Man merkt, dass Tennis wieder mehr in den Fokus rückt. Das war unser Ziel, und wir hoffen, dass es so weitergeht“, sagte die 26 Jahre alte Linkshänderin.
Mit Deutschland-Fahnen auf der Tribüne, lautstarken Anfeuerungsrufen und herzlichem Applaus nach der achtbaren 6:4, 2:6, 7:10-Niederlage gegen das an Nummer zwei gesetzte Duo Cara Black/Sania Mirza (Simbabwe/Indien) feierten die 1500 Hallenbesucher das deutsche Doppel. Erst 24 Stunden vorher waren Petkovic, Kerber und ihre Teamkolleginnen aus Australien zurückgekehrt. „Ich bin schon noch ein bisschen durch den Wind“, gab Kerber zu. Nach der Players Party am Montagabend, einem Besuch im VIP-Bereich und einer 20-minütigen Behandlung auf dem Zimmer wollte sie endlich schlafen, wurde aber erst einmal von den Dopingkontrolleuren zur Urinprobe gebeten.
Nachdem ihre Gegnerinnen mit einem Netzroller den ersten Matchball genutzt hatten und die erste flüchtige Enttäuschung über die Niederlage verflogen war, winkten die beiden 26 Jahre alten Freundinnen freundlich ins Publikum. Petkovic schmiss ihr Handtuch auf die Tribüne, beide schrieben geduldig Autogramme. „Schade, dass wir verloren haben, aber es hat trotzdem Spaß gemacht“, sagte Kerber.
Nun hat sie noch einen weiteren Tag zur Erholung, ehe am Donnerstag ihr Achtelfinale gegen Carla Suárez Navarro aus Spanien ansteht. Petkovic, Julia Görges und Sabine Lisicki greifen an diesem Mittwoch in das Turniergeschehen ein. Für Qualifikantin Annika Beck dagegen ist der Heim-Auftritt bereits beendet. Die mit 20 Jahren Jüngste im Feld verlor am Dienstag gegen Roberta Vinci aus Italien 3:6, 2:6.