French Open fehlt noch jahrelang ein Dach über dem Kopf
Paris (dpa) - Nur vor einem haben Asterix und seine Gallier Angst: dass ihnen der Himmel auf den Kopf fallen könnte. Bei den regenreichen French Open öffnen sich die Wolken in der ersten Woche nur allzu oft, und etwas Abhilfe in Form eines überdachten Centre Courts ist wohl erst 2018 in Sicht.
„Das ist unerträglich hier“, twitterte die deutsche Tennis-Bundestrainerin Barbara Rittner, als der nächste Schauer niederging und die Spiele in Paris stoppte.
Im Reigen der vier Grand-Slam-Turniere sind die French Open nicht nur das kleinste, sondern das von der Infrastruktur her auch am wenigsten entwickelte. Der Autor der „New York Times“ fühlte sich gar an ein Flüchtlingslager erinnert, als sich die Zuschauer auf der Anlage wieder einmal dicht gedrängt vor dem Regen unterstellen.
Bei den Australian Open in Melbourne gibt es zwei Arenen mit verschließbaren Dächern, auch der Centre Court in Wimbledon verfügt darüber. Beim Bau des 24 000 Fans fassenden Arthur-Ashe-Stadiums bei den US Open wurde unglückseligerweise darauf verzichtet, dafür haben alle Plätze Flutlicht. In Paris ist bei viel Regen oder Dunkelheit Schluss. „Wir sollten zumindest Licht haben, damit wir noch ein paar Stunden spielen können. Und das ist keine so große Sache, verglichen mit einem Dach“, sagte der Weltranglisten-Erste Novak Djokovic. Der Serbe musste in dieser Woche schon am Abend den Durchblick behalten.
Der französische Tennis-Verband hatte erst am vergangenen Samstag seine Ausbaupläne für das Stade Roland Garros im Pariser Südwesten zwischen den Bäumen des Bois de Boulogne und dem Wohngebiet der Vorstadt Boulogne-Billancourt vorgestellt. Der Court Philippe Chatrier mit seinen 15 000 Plätzen soll modernisiert und schließlich 2018 überdacht sein. Ab 2015 soll die Anlage ausgebaut werden: Die sogenannte Stierkampfarena soll abgerissen werden, weiter östlich in einem Botanischen Garten sollen neue Plätze entstehen, darunter ein von Gewächshäusern umgebener, tiefer gelegter Court für 4850 Fans.
Die 340 Millionen Euro teuren Pläne gefallen Umweltschützern und Anwohnern nicht, das Pariser Verwaltungsgericht stoppte Verband und Stadt zunächst. „Unser Projekt lebt noch und wird weitergeführt“, bekräftigte Turnierchef Gilbert Ysern und sieht die Einwände als berücksichtigt an. Tennis-Verbandspräsident Jean Gachassin mahnt zur Geduld. Widerstand bei kultur- und sportorientierten Projekten sei inzwischen Teil der französischen Mentalität.
Der Verband will 320 Millionen Euro für den Ausbau aufbringen und würde daher die Übertragungsrechte künftig gern für mehr Geld verkaufen - auch ans Bezahl-TV. Dagegen regt sich politischer Widerstand. Sportministerin Valérie Fourneyron befand, das gesamte Turnier gehöre weiter komplett ins frei empfangbare Fernsehen.
Gachassin unterstrich: „Um das Turnier zu retten, müssen wir in der Lage sein, dieses Projekt zu realisieren.“ Der Verbandschef verwies auf die wachsende, finanzstarke Konkurrenz aus Asien. Neben Miami, Indian Wells und Madrid richtet auch Peking ein großes, millionenschweres kombiniertes Turnier für Herren und Damen aus. Zwar bangt in Paris noch niemand um den Grand-Slam-Status, die stellvertretende Bürgermeisterin Anne Hidalgo unterstrich aber: „Wir müssen alles schützen, das Paris hilft, eine Weltstadt zu sein.“