Freche Pfizenmaier trumpft bei French Open wieder auf
Paris (dpa) - Dinah Pfizenmaier und die French Open, da war doch schon mal was. Vor zwölf Monaten machte die 21-Jährige in Paris erstmals auf großer Bühne auf ihr Tennis-Talent aufmerksam und erreichte über die Qualifikation die zweite Runde.
Danach war nicht mehr so viel zu hören von der Abiturientin mit dem erfrischenden Auftreten. Doch zurück im Stade Roland Garros blüht die Ostwestfälin wieder auf und hat mit dem erstmaligen Einzug in die dritte Runde eines Grand-Slam-Turniers ihren bisher größten Erfolg gefeiert.
Warum es nach dem ersten Karriere-Höhepunkt im vorigen Jahr abwärtsging, erklärt Bundestrainerin Barbara Rittner. „Es war der klassische Verlauf, den eine junge Spielerin mitmacht, wenn man sich von außen und den eigenen Erwartungen zu sehr unter Druck setzen lässt“, erklärt Rittner. Die Fed-Cup-Teamchefin betont bei aller Freude über die wiedergefundene Stärke, wie nötig der Erfolg dieser Tage für die 127. der Weltrangliste ist: „Sie drohte auf 200 abzurutschen, wenn sie hier nicht gut gespielt hätte.“
Trotz manch frechen Spruches ist Pfizenmaier auch eine nachdenkliche, manchmal zu selbstkritische junge Frau. „Ich bin sehr gut darin, mich runterzuziehen - oder war es. Ich habe mir eine Krise eingeredet, die gar nicht da war. Ich glaube, dass mir das nicht noch mal passiert“, sagt die Lehrer-Tochter.
Beim WTA-Turnier in Stuttgart im April habe sie trotz des Erstrunden-Aus - immerhin nach gelungener Qualifikation - zum ersten Mal wieder Freude verspürt. „Vorher hatte ich Angst, dass ich verliere“, gibt sie zu. Entgegen den eigenen Hoffnungen und Erwartungen lief es nach dem Auftritt in Paris anschließend bei kleineren Turnieren nicht so reibungslos wie erhofft. Dazu kamen im Winter große Handgelenkprobleme und reduziertes Training.
Die Rückkehr nach Paris, wo sie im gleichen Hotel wohnt, und die Erinnerungen an das vorige Jahr weckten bei Pfizenmaier gemischte Gefühle. „Vor dem Turnier war eine Riesenfreude da, vor dem ersten Match hatte ich einen Riesendruck“, berichtet sie.
Die gebürtige Bielefelderin verkrampft momentan jedoch nicht mehr. „Dinah hat einen Weg gefunden, mit dem Druck umzugehen und zu genießen“, sagt Bundestrainerin Rittner und hat außerdem eine spielerische Weiterentwicklung festgestellt. Zudem fühlt sich Pfizenmaier auf Sand am wohlsten.
Die Anhängerin des FC Bayern München muss nach dem Erfolg über Urszula Radwanska nun gegen deren wesentlich stärkere Schwester Agnieszka antreten. Wie 2012 gegen die Weißrussin Victoria Asarenka ist Pfizenmaier auch gegen die Weltranglisten-Vierte aus Polen krasse Außenseiterin und will das Match einfach genießen. „Ich habe nicht damit gerechnet, mal gegen sie zu spielen. Vielleicht schaue ich mir ein paar Videos auf Youtube an. Vielleicht spielt sie genauso wie ihre Schwester“, meinte sie lächelnd.
Zur Belohnung für ihr Abschneiden in Paris erhielt sie eine Wildcard für das neue WTA-Turnier in Nürnberg direkt nach den French Open. Turnierdirektorin Sandra Reichel hatte sich zuvor mit Rittner kurz geschlossen.