Frühes French-Open-Aus für Kerber und Kohlschreiber
Paris (dpa) - Dem Höhenflug von Melbourne folgte der tiefe Fall von Paris: Angelique Kerber ist vier Monate nach ihrem grandiosen Australian-Open-Triumph bereits in der ersten Runde der French Open ausgeschieden.
An einem durchwachsenen deutschen Tennis-Tag in Paris verlor die Weltranglisten-Dritte 2:6, 6:3, 3:6 gegen die Niederländerin Kiki Bertens. Kerber konnte dabei kaum einmal an ihre Leistung vom ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres in Melbourne anknüpfen.
Besser lief es für Andrea Petkovic, Julia Görges und Tatjana Maria, die in die zweite Runde einzogen. Philipp Kohlschreiber musste wie Aufsteigerin Laura Siegemund, Anna-Lena Friedsam, Mona Barthel, Florian Mayer, Tobias Kamke und Jan-Lennard Struff sofort die Taschen packen. Das Match von Alexander Zverev wurde wegen Dunkelheit auf Mittwoch vertagt. Dann spielen zunächst nur Dustin Brown und Annika Beck um einen Platz in der dritten Runde. Elf der 17 Deutschen sind schon draußen - unter ihnen auch Kerber.
„Klar bin ich enttäuscht, aber das ist Sport“, sagte Kerber und wirkte gefasst, ehe sie sich flugs von der Anlage am Bois de Boulogne verabschiedete. Von ihrem bitteren Kurz-Auftritt in Paris will sie sich nicht zurückwerfen lassen, sie agierte jedoch ohne Druck und Selbstvertrauen. Bertens zeigte wie schon bei ihrem Turniersieg in Nürnberg in der vergangenen Woche eine gute Leistung.
Die Weltranglisten-58. konnte Kerbers Tempo jederzeit mitgehen, dominierte viele Ballwechsel und spielte variabler. Nach 1:41 Stunden jubelte Bertens beim dritten Matchball, als Kerber ein Stopp misslang. „Sie hat in den entscheidenden Momenten gut gespielt“, befand Kerber. Den ersten Favoritensturz der diesjährigen French Open verfolgten an einem kühlen Vormittag nur vergleichsweise wenige Zuschauer auf den 15 000 Besucher fassenden Court Philippe Chatrier.
Kerber fand dabei wie schon zuletzt bei den Erstrunden-Niederlagen in Madrid und Rom nicht ihren Rhythmus. „Es war nicht so meine Sandplatzsaison in diesem Jahr. Sand ist eh nicht so mein Belag“, erklärte die 28-Jährige, die nur neun Winner schlug und sich beim Stand von 0:3 im dritten Satz an der linken Schulter in der Kabine behandeln ließ. Ab dem zweiten Satz hatte sie wieder Schmerzen verspürt. „Das soll aber keine Entschuldigung sein“, betonte sie. Die Chancen, noch einmal ins Match zurückzukommen, verschenkte sie nach der Auszeit.
Andrea Petkovic hatte am Abend beim 6:2, 6:2 gegen die zuvor lange verletzte Britin Laura Robson keine Probleme. „Es gibt nur einige Stellschrauben, an denen ich noch drehen muss, meinte die Darmstädterin. Julia Görges gewann wenig später im zweiten deutsch-britischen Vergleich mit 6:2, 6:3 überraschend glatt gegen die an Nummer 20 gesetzte Johanna Konta. Eine Überraschung glückte Tatjana Maria, die sich mit 6:3, 3:6, 6:3 gegen die ehemalige Weltranglisten-Erste Jelena Jankovic aus Serbien durchsetzte.
Kohlschreiber verlor beim 7:5, 2:6, 2:6, 4:6 gegen Nicolas Almagro nach gutem Start den Faden und schließlich auch das Match. „Es war nicht der beste Kohli, aber auch nicht der schlechteste. Das ist zwar schade, aber er war klar besser im zweiten, dritten und vierten Satz“, meinte die deutsche Nummer eins anerkennend über Almagro. Kohlschreiber war als einziger der deutschen Herren bei den French Open gesetzt. Talent Alexander Zverev ging nach Abwehr von drei Satzbällen im Tiebreak 5:7, 6:2, 7:6 (8:6) gegen den Franzosen Pierre-Hugues Herbert in Führung, musste dann aber zusammenpacken.
Die großen Favoriten machten es besser, obwohl der Brite Andy Murray sein am Montag abgebrochenes Match gegen den Tschechen Radek Stepanek nur mit Mühe 7:5 im fünften Satz gewann. Der Weltranglisten-Erste Novak Djokovic, der neunmalige Paris-Champion Rafael Nadal und Titelverteidigerin Serena Williams starteten dagegen problemlos.