„Glamour-Girls“ Petkovic und Görges starten durch
Frankfurt/Main (dpa) - Es tut sich was im deutschen Damen-Tennis. Nach Jahren des Niedergangs und der Tristesse befinden sich mit Andrea Petkovic und Julia Görges gleich zwei Spielerinnen auf dem Vormarsch.
Zwar ist der Weg in die Weltspitze noch weit. Mit ihrem selbstbewussten Auftreten wecken beide aber Hoffnungen auf eine Renaissance des Tennis-Sports im einst erfolgsverwöhnten Deutschland. „Ich bin über die Entwicklung sehr froh; meine Priorität liegt ganz klar darauf, Tennis wieder ins Blickfeld zu rücken“, sagte Petkovic der Nachrichtenagentur dpa.
Zusammen mit Görges macht sie auch außerhalb des Courts eine gute Figur, beide bringen den in der Szene gewünschten Glamour-Faktor mit. Görges wurde von Maria Scharapowa als eine von nur vier Spielerinnen ausgewählt, die Modelinie der russischen Beauty-Spielerin zu tragen. Petkovic sorgt mit ihren verrückten Einfällen in ihrem Video-Blog und via Twitter für Schlagzeilen. „Das sind zwei tolle Mädels“, lobt Fed-Cup-Teamchefin Barbara Rittner, die vom sportlichen Weg ihrer beiden Schützlinge überzeugt ist. „Ich traue beiden die Top 20 zu.“
Petkovic ist in diesem Jahr bis auf Rang 32 vorgerückt, ist damit bei den Australian Open im Januar 2011 gesetzt. „Es war meine beste Saison bis jetzt. Ich habe mich stark verbessert und vor allem auf der WTA Tour etabliert“, sagte die 23-Jährige, die bei den US Open erstmals bei einem Grand-Slam-Turnier die vierte Runde erreichte.
Auch die Topspielerinnen haben den Aufschwung der ehrgeizigen Politikstudentin registriert. Auf der Tour genießt Deutschlands Nummer eins inzwischen deutlich mehr Respekt. Geht es darum, eine Trainingspartnerin zu finden, ist Petkovic für die Stars der Branche eine ernstzunehmende Alternative. „Jetzt wissen eine Kim Clijsters oder Justine Henin, dass es keine verlorene Zeit ist, wenn sie mit mir trainieren.“
Bei den Fans steht die Darmstädterin ebenfalls hoch im Kurs. Mit ihrem Petko-Dance, den sie bei den US-Open auf dem Weg ins Achtelfinale vorführte, hat sie sich in die Herzen der Zuschauer getanzt. Ihr Fokus soll in Zukunft aber wieder auf dem Sportlichen liegen, dafür quält sie sich derzeit in der neuen Tennis-Akademie von Alexander Waske und Rainer Schüttler in Offenbach. „Ich gehöre zwar schon zu den fittesten Spielerinnen auf der Tour, aber mein Anspruch ist es, die fitteste Spielerin zu sein“, sagte Petkovic.
Ihr neuer Trainer Petar Popovic muss sie da schon einmal bremsen, schließlich ist Petkovic nur selten zufrieden. „Bei mir kommen zwei ganz schreckliche Sachen zusammen: Der unbändige Ehrgeiz und Perfektionismus“, sagte die Darmstädterin.
Im Windschatten von Petkovic stürmte auch Görges in die Top 50. „Das ist mein bestes Jahr: Ich hab' einen Titel geholt, ein Finale gespielt, zum ersten Mal eine Top-Ten-Spielerin (Samantha Stosur) geschlagen - das war nicht so schlecht, darauf kann man aufbauen“, sagte die 22-Jährige, die in diesem Jahr in Bad Gastein ihr erstes Turnier auf der Tour gewann und derzeit 40. ist.
Doch das Maximum soll damit noch nicht erreicht sein. „Mein Ziel sind die Top 30, also gesetzt zu sein bei Grand-Slam-Turnieren“, sagte Görges, die seit Dezember 2009 mit dem früheren Kiefer-Coach Sascha Nensel zusammenarbeitet. „Mit ihm habe ich es gelernt, professionell und hart zu arbeiten“, sagte Görges.
Zusammen mit Petkovic soll zudem im Fed Cup der Wiederaufstieg gelingen. Schließlich wollen beide an die erfolgreichen Steffi-Graf- Jahre anknüpfen. Einige Tipps kann ihr die deutsche Tennis-Legende vielleicht ja im Sommer geben, wenn beide in Halle/Westfalen einen Doppel-Showkampf bestreiten. „Das ist einfach sensationell. Ich hätte nicht geglaubt, einmal gegen die beste Deutsche aller Zeiten spielen zu können“, sagte Görges.