Haas trotzt Regen, Kohlschreiber jungem Tschechen

Paris (dpa) - Am Himmel über Paris wurde es freundlicher, auch die Miene von Tennis-Routinier Tommy Haas hellte sich nach dem geglückten Start in seine zwölften French Open auf.

Der 35-Jährige zog mit dem 7:6 (7:4), 6:1, 6:3 über den Franzosen Guillaume Rufin in die zweite Runde ein und gewann erstmals nach zuvor drei Niederlagen wieder sein Auftaktmatch bei einem Grand-Slam-Turnier. Der mehrmalige Regen des Tages und seine noch ausbaufähige Leistung schienen dem sonnenverwöhnten Wahl-Amerikaner davor lange Zeit die Laune verhagelt zu haben.

Für den anderen deutschen Lichtblick sorgte bei etwas Abendsonne Philipp Kohlschreiber. Der zweite deutsche Top-20-Profi mühte sich gegen den tschechischen Qualifikanten Jiri Vesely zu einem 7:6 (7:3), 1:6, 7:5, 6:2-Erfolg. Florian Mayer gab drei Wochen nach seinem Muskelfaserriss beim Stand von 6:4, 3:6, 5:7 gegen den Usbeken Denis Istomin auf, Qualifikant Julian Reister schied mit 7:6 (7:2), 1:6, 0:6, 4:6 gegen den Argentinier Federico Delbonis aus. Von den 17 gestarteten Deutschen sind nur Haas, Kohlschreiber und Tobias Kamke sowie Angelique Kerber, Sabine Lisicki und Dinah Pfizenmaier weiter. Annika Beck kann noch folgen.

„Es war ein Vergnügen, wieder hier zu sein. Hoffentlich wird das Wetter die nächsten Tage ein bisschen besser, auch für Euch“, rief Haas nach dem Sieg den Zuschauern auf den spärlich besetzten Rängen des Court Suzanne Lenglen zu. „Es ist alles relativ positiv, wenn man als Sieger vom Platz geht“, fügte er später hinzu und erzählte: „Wenn ich nicht schimpfe, kriege ich Textnachrichten von Freunden und Familie: Was ist los? Hast Du heute keine Lust?“

Mit nahezu drei Stunden Verspätung betraten Haas und Rufin kurz vor 14.00 Uhr den Platz, während die letzten Tropfen fielen. Das Thermometer zeigte gerade einmal 13 Grad. Die langsamen, schweren Bedingungen schienen Haas nicht zu behagen, ebenso wenig das eigene Spiel. Der Familienvater haderte frühzeitig nach Fehlern, bot insgesamt aber eine solide Leistung gegen den 98. der Weltrangliste.

Verlassen konnte sich die deutsche Nummer eins vor allem auf den Aufschlag. Bei eigenem Service geriet er kaum in Gefahr. Im Tiebreak gelang dem einstigen Paris-Achtelfinalisten ein wunderbarer Passierball zum 2:2, danach holte sich Haas auch dank Fehlern von Rufin den Durchgang sowie wenig später erstmals das Service des 23-jährigen Bart- und Stirnbandträgers.

Der Außenseiter konnte sein anfängliches Niveau nicht mehr halten, bekam bei einer 1:0-Führung im dritten Satz aber dank des nächsten Regens noch eine gut einstündige Schonfrist. Sie nützte Rufin nichts mehr. Haas schaffte ein Break zum 2:1 und konterte den folgenden ersten Aufschlagverlust sofort. Nach knapp zwei Stunden Spielzeit gewann er auch das zweite Duell gegen Rufin.

Haas trifft nun in der zweiten Runde auf den aufstrebenden Amerikaner Jack Sock. Er kennt den 20-jährigen Qualifikanten mit dem starken Aufschlag und der gefährlichen Vorhand ganz gut: „Das ist ein junger Ami, einer der Spieler, die für Großes sorgen können. Gegen so einen Jungen zu spielen, gibt mir Motivation zu zeigen, was ich als älterer Hase draufhabe.“

Kohlschreiber hatte im 19-jährigen Qualifikanten Vesely den von ihm erwartet unbequemen Gegner. „Es war sicher nicht der ganz glatte Start“, räumte Kohlschreiber ein. Der Augsburger fühlte sich anfangs gehemmt, bog aber die Partie zu seinen Gunsten, als ihm am Ende des dritten Satzes sein erstes Break zum 6:5 gelang. Im langen ersten Spiel des vierten Durchgangs nahm er dem Linkshänder sofort wieder den Aufschlag ab und brachte den Erfolg nach 2:34 Stunden ins Ziel. Nächster Gegner ist der Taiwanese Lu Yen-Hsun. „Sand ist nicht sein bester Belag, da werde ich sicher Favorit sein“, fand Kohlschreiber.

Mayer war gegen Istomin nach drei Sätzen platt und wollte keine neuerliche Blessur riskieren. Obwohl sich der Bayreuther noch nicht recht in die Ecken traute, meinte er: „Ich hätte ihn schlagen können. Ich hab's im dritten Satz vergeigt.“