Haas vor Highlight gegen Djokovic philosophisch

Paris (dpa) - Vor seiner Pariser Viertelfinal-Premiere gegen Novak Djokovic erinnerte sich Tommy Haas an ein früheres Match. „Ich war froh, dass ich einen Satz gewonnen und so lange durchgehalten hatte“, sinnierte der Tennis-Senior über eine Erstrunden-Niederlage in Roland Garros.

Das war 2011.

Sein damaliger türkischer Gegner Marsel Ilhan verlor diesmal in der Qualifikation. Haas spielt dagegen bei den French Open im zwölften Anlauf so erfolgreich wie nie und will an diesem Mittwoch auf großer Bühne eine Gala gegen Djokovic wie jüngst beim Sieg in Miami hinlegen.

„Wer hätte vor zwei Jahren gedacht, dass ich heute in dieser Position bin? Ich hätte es nicht gedacht. Fast ausgeschlossen“, sagte Haas. Die Rückkehr im Alter von 33 Jahren nach 15 Monaten Pause verlief damals wenig vielversprechend. Doch Haas muss aus früheren Erfahrungen mit Comebacks nach langen Pausen gespürt haben, dass er noch einen weiteren Neubeginn seiner Karriere schaffen kann.

Neben dem geschundenen und mehrfach geflickten Körper musste vor allem der Kopf mitmachen. „Man muss dran glauben, die richtigen Leute um sich haben, positiv bleiben. Es gibt nie eine Garantie. Aber normalerweise zahlt sich harte Arbeit aus“, erzählte Haas und wurde geradezu philosophisch. „Ich wollte zurückkommen und sehen, wer ich bin. Es ist leicht, das Handtuch zu werfen und zu sagen: Ich bin durch, ich habe so viele Dinge erreicht, muss mir finanziell nicht unbedingt Sorgen machen und kann ein gutes Leben leben.“

Gleichzeitig habe etwas in ihm gesagt, dass er vielleicht noch etwas erreichen könne. „Ich bin wirklich glücklich, mich so entschieden zu haben“, unterstrich der auch außerhalb des Platzes meist ernst schauende Haas. In Paris sieht man ihn jedoch auch lächeln, und in seine Bemerkungen streut der gebürtige Hamburger mitunter trockenen Humor ein, ohne das Gesicht zu verziehen. Selbst über seinen legendären Wutausbruch während der Australian Open 2007 gegen Nikolai Dawidenko und das davon existierende Youtube-Video kann Haas lachen - mitunter gemeinsam mit Kumpel Roger Federer.

Er ist neben Federer, David Ferrer und Tommy Robredo einer von vier Pariser Viertelfinalisten, die schon jenseits der 30 sind, aber der Älteste unter den letzten Acht der French Open seit 1971. Ein bisschen stolz ist Haas darauf, und der Rest der Konkurrenz hat Respekt, auch sein nächster Gegner Djokovic.

„Er verdient es, dort zu sein, wo er ist, in den Top 20“, sagte der Serbe vor Turnierbeginn der Nachrichtenagentur dpa. Haas sei „ein großartiger Kerl, wir sind sehr gute Freunde. Ich habe wirklich Respekt vor ihm wegen allem, was er in seiner Karriere geschafft hat“, fügte er hinzu. Vor zwei Monaten war Djokovic im Achtelfinale von Miami ohne Chance, aus seiner Sicht sein schlechtestes Match der vergangenen drei Jahre. Beim ersten Duell 2006 in Paris besiegte er Haas in drei Sätzen. Eine Niederlage am Mittwoch würde Djokovic äußerst schmerzen, denn der 26-Jährige will als letztes Grand-Slam-Turnier unbedingt die French Open gewinnen.

Ein Grand-Slam-Titel war immer der große Traum von Haas, bisher blieb es bei drei Halbfinals bei den Australian Open und einem in Wimbledon. Ranglistenpositionen sind der einstigen Nummer zwei der Welt inzwischen wurscht. Von Rang 14 auf elf wird er sich wohl mindestens verbessern.

Egal ist dem Familienvater auch in der Modestadt Paris seine Kleidung auf dem Platz. Vor dem Vormittags-Achtelfinale gegen Michail Juschni hatte Haas festgestellt, dass seine Wäsche im Stade Roland nicht rechtzeitig fertig geworden war. Aus dem Hotel wurden fix die letzten sauberen Hemden beschafft. „Ob die Farben zusammenpassen, war die letzte Sorge, die ich hatte“, sagte Haas schmunzelnd. Angenehme Probleme, im Vergleich zu 2011.

Die bisherigen Spiele zwischen Haas und Djokovic (3:4):

3. Runde French Open 2006: Djokovic 7:5, 6:1, 7:6 (7:4) 3. Runde ATP-Masters Indian Wells 2009: Djokovic 6:2, 7:6 (7:1) Finale ATP-Turnier Halle 2009: Haas 6:3, 6:7 (4:7), 6:1 Viertelfinale Wimbledon 2009: Haas 7:5, 7:6 (8:6), 4:6, 6:3 Viertelfinale ATP-Masters Toronto 2012: Djokovic 6:3, 3:6, 6:3 Viertelfinale ATP-Masters Shanghai 2012: Djokovic 6:3, 6:3 Achtelfinale ATP-Masters Miami 2013: Haas 6:2, 6:4