Kerber im Viertelfinale - Görges und Haas gescheitert

Paris (dpa) - Angelique Kerbers Tennis-Höhenflug geht auch in Paris weiter: Deutschlands Top-Ten-Spielerin steht erstmals in ihrer Karriere im Viertelfinale der French Open.

„Das ist auf jeden Fall wertvoller als New York, weil ich hier Druck hatte und damit umgehen konnte“, sagte die US-Open-Halbfinalistin. „Inzwischen bin ich selbst eine der Top-Spielerinnen“, meinte die Kielerin, nachdem sie am Sonntag erstmals in dem großen Pressekonferenzraum für die Stars Platz genommen hatte.

Mit einer soliden Vorstellung hatte Kerber zuvor die aufstrebende Kroatin Petra Martic 6:3, 7:5 geschlagen. Obwohl die Weltranglisten-Zehnte „nicht mein bestes Tennis“ spielte, zeigte sie bei nass-kalt-windigem Wetter einen konzentrierten Auftritt. „Die Bedingungen waren schwierig, aber ich bin stolz, das gemeistert zu haben“, sagte die 24-jährige. Wie Andrea Petkovic 2011 gelang ihr als einziger Deutscher der Sprung unter die besten Acht beim wichtigsten Sandplatzturnier der Welt. Julia Görges war am Samstag ebenso in der dritten Runde gescheitert wie Tommy Haas bei den Herren.

Auf Kerber wartet mit Sara Errani nun erneut eine lösbare Aufgabe. Das bisher einzige Duell mit der an Nummer 21 gesetzten Italienerin gewann Kerber zu Beginn des Jahres im australischen Hobart klar mit 6:1, 6:2. „Sie ist eine gute Sandplatzspielerin und hat hier gute Spielerinnen geschlagen“, meinte Kerber. Errani siegte 6:0, 7:5 gegen die Russin Swetlana Kusnezowa, die 2009 Paris-Siegerin war. Kerbers mögliche Halbfinalgegnerin, die Weltranglisten-Erste und Australian-Open-Siegerin Victoria Asarenka, flog überraschend raus.

Die eingemummelten deutschen Fans sahen auf dem zweitgrößten Platz Suzanne Lenglen ein ästhetisches Damen-Spiel mit zwei variablen Kontrahentinnen. Nach einer verspielten 4:2-Führung in Satz zwei machte es Kerber unnötig spannend. Nach 1:42 Stunden konnte Deutschlands Nummer eins ihren dritten Matchball verwandeln - und ballte beide Fäuste in Richtung ihrer wie wild jubelnden Entourage.

Kerber machte es damit besser als Haas und Görges in Runde drei am Samstag. Kontaktlinsenträgerin Görges konnte in der Abenddämmerung die Tennisbälle partout nicht mehr sehen. „Ich habe sechs Dioptrien in meinen Augen“, sagte sie genervt nach dem 6:7 (5:7), 6:2, 2:6 gegen die junge Niederländerin Arantxa Rus. Aber eigentlich wusste Görges genau: Am ebenso unnötigen wie verdienten Ausscheiden war sie angesichts zig leichter Fehler und vergebener Chancen selbst schuld.

Ganz anders klang Tommy Haas: Nach dem 7:6 (7:3), 3:6, 0:6, 0:6 gegen den starken Franzosen Richard Gasquet sagte der 34 Jahre alte Qualifikant: „Wenn man hier ankommt, um zehn Uhr Quali spielt vor zwanzig Leuten und sich fragt "Was mache ich hier überhaupt?" - und wenn man dann in der dritten Runde auf dem Court Suzanne Lenglen gegen Gasquet spielt, hat sich das auf jeden Fall gelohnt.“

Der Weltranglisten-Erste Novak Djokovic und der an drei gesetzte frühere Branchenprimus Roger Federer kamen nur mit Mühe in die Runde der besten Acht des mit 17,226 Millionen Euro dotierten Turniers. Djokovic bezwang nach 0:2-Satzrückstand Andreas Seppi 4:6, 6:7 (5:7), 6:3, 7:5, 6:3. Federer setzte sich gegen den erstaunlichen „Lucky Loser“ David Goffin 5:7, 7:5, 6:2, 6:4 durch. Der 21-jährige Belgier war eigentlich in der Qualifikation gescheitert.

Asarenka sagte nach ihrer 2:6, 6:7 (4:7)-Pleite gegen Dominika Cibulkova (Slowakei) mit Tränen in den Augen: „Ungefähr alles ging heute schief, ich finde nichts Positives an meiner Leistung.“ Auf die Frage eines Reporters, wie sie sich von dieser Enttäuschung erholen wolle, antwortete die vierfache Turniersiegerin des Jahres dann barsch und genervt: „Was soll ich tun?! Mich umbringen?!“