Kerber nach Halbfinal-Einzug: „Bin noch im Turniermodus“

Melbourne (dpa) - Angelique Kerber steht bei den Australian Open zum ersten Mal in ihrer Tennis-Karriere im Halbfinale. Lange feiern kann sie aber nicht. Schon am folgenden Tag geht es gegen die Engländerin Johanna Konta weiter.

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Nach zuvor sechs Niederlagen haben Sie zum ersten Mal gegen Victoria Asarenka gewonnen. Was war ausschlaggebend?

Angelique Kerber: Ich denke, entscheidend war, dass ich von Anfang an sehr aggressiv gespielt habe. Nur so konnte ich sie schlagen. Ich wusste, dass ich vom ersten Punkt da raus gehen und ihr zeigen muss, dass ich das Spiel gewinnen möchte. Es fühlt sich sehr gut an. Ich brauche keine Angst vor den besten Spielerinnen mehr zu haben, weil das Niveau habe ich auch. Ich denke, das werde ich für die nächsten Matches und Wochen mitnehmen. Sie hat das Spiel auf jeden Fall nicht verloren, sondern ich habe es gewonnen.

Was haben Sie gedacht, als sie im zweiten Satz 2:5, 0:40 zurücklagen?

Angelique Kerber: Eigentlich nicht viel. Ich habe einfach gedacht, das Einzige, was passieren kann, ist dass wir in den dritten Satz gehen. Ich wollte einfach wieder aggressiv spielen und gucken, was passiert. Ich wollte ihr einfach zeigen, dass ich weiter da bin und nicht einbreche, wie das zuletzt im Finale von Brisbane der Fall war.

Jetzt geht es gegen die Engländerin Johanna Konta und Sie werden als Favoritin in die Partie gehen. Was bedeutet das für Sie?

Angelique Kerber: Es ist mir eigentlich egal, gegen wen ich spielen. Jede Spielerin, die im Halbfinale eines Grand Slams steht, ist gut und hat zuvor fünf gute Matches gespielt. Deshalb ist es eigentlich wie immer. Ich muss mich auf mich konzentrieren und gutes Tennis spielen.

Gibt es irgendetwas, das Sie heute gelernt haben?

Angelique Kerber: Ich habe auf jeden Fall gelernt, dass ich mein Selbstvertrauen noch mehr auf dem Platz zeigen kann und zeigen muss. Weil dafür stehe ich jetzt lange genug da oben in der Weltrangliste und das muss ich den Gegnerinnen auch zeigen. Ich weiß, jede einzelne Spielerin hat Respekt vor mir.

Ist es ein Problem, dass Sie morgen schon wieder spielen müssen und den Erfolg gar nicht richtig genießen können?

Angelique Kerber: Wir haben ja relativ früh am Tag gespielt, das ist gut. Ich bin auf jeden Fall bereit. Ob ich jetzt noch einen Tag frei habe oder nicht, mehr lernen kann ich an dem einen Tag auch nicht mehr. Von daher ist es gut, dass es morgen gleich weiter geht.

Gab es schon Glückwünsche aus der Heimat?

Angelique Kerber: Mein Schwester hat mir direkt gratuliert, ich hatte einige Nachrichten auf dem Handy. Aber ich habe sie noch gar nicht alle gelesen und ich will es eigentlich auch gar nicht. Ich bin weiter im Turniermodus. Nach dem Turnier kann ich denen allen Mal antworten.

Welchen Einfluss hat ihr Trainer Torben Beltz auf Sie. Warum passt er so gut zu Ihnen?

Angelique Kerber: Weil er ganz genau weiß, wie ich ticke. Er kennt mich in und auswendig. Er weiß, wann er mich in Ruhe lassen muss. Darum passt er so gut zu mir. Er kennt mein Spiel wie kein anderer, kennt aber auch meine mentale Seite.

Sie stehen in Ihrem dritten Grand-Slam-Halbfinale. Fühlt es sich anders an als bei den anderen beiden?

Angelique Kerber: Das letzte Halbfinale in Wimbledon 2012 ist ja schon eine Weile her. Von daher fühlt es sich anders an, weil ich schon einmal in der Situation war. Das kann ein Vorteil sein, vielleicht aber auch nicht. Das werden wir sehen. Ich will aber gar nicht so viel darüber nachdenken, dass es ein Halbfinale ist. Ich habe im letzten Jahr bei den Majors nicht so gut gespielt, weil ich immer gedacht habe, das ist ein großes Turnier. Hier bin ich hergekommen und habe gesagt, komm', ich spiele wie bei den kleinen Turnieren und so will ich das jetzt auch weitermachen.

Sie haben im vergangenen Jahr mit Steffi Graf trainiert. Wie sehr sind Sie früher von ihr inspiriert worden, Tennis zu spielen?

Angelique Kerber: Steffi ist eine Legende, ein Champion, sie hat alles gewonnen. Sie war und ist ein Idol von mir. Sie hat Tennis in Deutschland sehr groß gemacht. Als ich aufgewachsen bin, habe ich mir ihre Spiele angeschaut. Ich kann mich noch an die Grand-Slam-Finals erinnern, die sie gewonnen hat. Sie hat mir gesagt, dass ich auf einem guten Weg bin. Das ist natürlich schon etwas Besonderes.