Kerbers Rücken, Görges' Rückhand: Alle Deutschen raus
Melbourne (dpa) - Angelique Kerber klagte über Schmerzen im Rücken, Julia Görges brach ein leichter Rückhandfehler sprichwörtlich das Genick - das deutsche Fed-Cup-Duo ist bei den Australian Open auf dem Weg ins Viertelfinale unglücklich gestoppt worden.
Während Kerber nach ihrer Achtelfinal-Niederlage gegen die Russin Jekaterina Makarowa sogar um einen Einsatz im Auswahlteam gegen Frankreich bangt, sieht sich Görges nach ihrem Aus gegen Li Na aus China immerhin auf dem richtigen Weg. „Der Tag wird kommen, an dem ich bei einem Grand-Slam-Turnier das Viertelfinale erreiche“, sagte die 24-Jährige am Sonntag in Melbourne nach dem 6:7 (6:8), 1:6.
Das erste Top-Event der Tennis-Saison geht nach dem Scheitern der beiden Hoffnungsträgerinnen ohne deutsche Beteiligung in die zweite Woche. Am Samstag hatte sich Philipp Kohlschreiber als Letzter der neun gestarteten Männer in der dritten Runde verabschiedet. Der 29 Jahre alte Augsburger war gegen den Kanadier Milos Raonic beim 6:7 (4:7), 3:6, 4:6 chancenlos.
Auch für Titelverteidiger Novak Djokovic wäre das Turnier fast zu Ende gewesen. Der Weltranglisten-Erste aus Serbien benötigte 5:02 Stunden, um den Schweizer Stanislas Wawrinka mit 1:6, 7:5, 6:4, 6:7 (5:7), 12:10 niederzuringen. „Das hat sich angefühlt wie ein Finale. Stanislas hätte den Sieg verdient gehabt“, sagte Djokovic, der nach der dramatischen Partie vor Freude und Erleichterung sein Shirt zerriss.
Kerber hatte gegen Makarowa beim 5:7, 4:6 durchaus Möglichkeiten, ihre erstmalige Achtelfinal-Teilnahme Down Under mit dem Viertelfinal-Einzug zu toppen. Auch wenn sie sich zwei Tage nach ihrem 25. Geburtstag von Beginn an wegen Schmerzen im unteren linken Rückenbereich nicht vollkommen frei bewegen konnte. „Ich habe es vor zwei, drei Tagen zum ersten Mal gespürt. Vor allem beim Aufschlag und wenn ich in die Ecken musste, hat es mich schon behindert“, sagte die deutsche Nummer eins.
Die Kielerin wollte ihr Ausscheiden aber nicht komplett auf ihre Verletzung zurückführen. „Sie hat gut gespielt und fast alles getroffen. Ich habe dagegen viel zu spät ins Spiel gefunden.“ Beim Stand von 3:2 im zweiten Satz nahm sie eine Behandlungspause und bekam zwei Schmerztabletten. Beim 4:3 lag sie in der Rod Laver Arena auf dem Rücken und wurde von der Physiotherapeutin gedehnt. Auf der Tribüne bangte Fed-Cup-Teamchefin Barbara Rittner um ihre Topspielerin. „Natürlich mache ich mir Sorgen. Mit einer Rückenverletzung ist nicht zu spaßen“, sagte Rittner.
Für die Wende gegen die fast fehlerlos spielende Makarowa, die im vergangenen Jahr in der dritten Runde Serena Williams ausgeschaltet hatte, reichten alle Bemühungen nicht. „Natürlich bin ich sehr enttäuscht. Ich hoffe aber, dass ich bis zum Fed Cup in Frankreich wieder fit bin“, meinte die 25-Jährige. Drei Wochen bleiben noch.
In blendender Verfassung präsentierte sich anfangs Görges. Gegen die an Nummer sechs gesetzte Li Na zeigte die Schleswig-Holsteinerin einen Satz lang Tennis auf höchstem Niveau, gab der Partie dann aber selbst die entscheidende Wende hin zur Niederlage. Im Tiebreak des ersten Satzes hatte Görges beim Stand von 6:5 Satzball. Doch dann spielte sie der Asiatin den Ball zunächst unbedrängt auf den Schläger, obwohl das gesamte Feld frei war. Und danach setzte sie eine leichte Rückhand zum eigenen Entsetzen ins Netz.
„Das hat den Unterschied gemacht“, sagte Görges hinterher. „Wer weiß, wie es ausgegangen wäre, wenn ich den Satz gewonnen hätte.“ Li Na stimmte ihr zu. „Als ich mich umgedreht habe, musste ich ein bisschen lachen. Ich war froh, dass ich noch im Satz war.“ Zwar versuchte Görges, das Missgeschick schnell abzuschütteln, doch der zweite Durchgang ging schnell mit 6:1 an Li Na. „Es ist schwer, so etwas aus dem Kopf zu kriegen, auch wenn man es möchte“, sagte die deutsche Nummer zwei. Li Na spielt nun gegen die Polin Agnieszka Radwanska, die 2013 ihre bisherigen 13 Matches alle gewann.
Von eben jener Radwanska hatte sich Görges im Achtelfinale vor einem Jahr beim 1:6, 1:6 übel abfertigen lassen. Doch ein Jahr später sahen die Zuschauer in der Hisense Arena eine andere Julia Görges. „Ich habe mein Spiel definitiv auf ein anderes Level gehoben“, sagte sie. „Es war dieser eine Punkt, der mir das Genick gebrochen hat.“