Kerbers Triumph als Anreiz - Petkovic ist „inspiriert“

Leipzig (dpa) - Den historischen Melbourne-Coup von Angelique Kerber nimmt Andrea Petkovic als Motivation. Mit den Bildern vom Sieg ihrer Teamkollegin bei den Australian Open im Kopf will sie selbst zurück zu alter Stärke finden - oder gar darüber hinaus.

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„Das hat mich persönlich total inspiriert. Ich habe gespürt, wie ich noch mehr Lust im Training hatte“, erklärte die eloquente Hessin in Leipzig. Dort wollen beide am Samstag und Sonntag im Duell mit der Schweiz den Halbfinaleinzug im Fed Cup perfekt machen. Einer Tennis-Freundin beim Gewinnen zuzuschauen, sei „noch einen Tick inspirierender als einer Serena (Williams) dabei zuzugucken.“

Nach Kerbers plötzlichem Schritt ins Rampenlicht hat sich auch für Petkovic etwas verändert. In die Viertelfinal-Partie des Fed Cups geht sie an der Seite einer Grand-Slam-Turniersiegerin, der ersten Deutschen seit Steffi Graf 1999. Die 28-Jährige kämpft an der Seite einer Führungsfrau, die viel Aufmerksamkeit auf sich zieht.

Dennoch könnte Petkovic eine Schlüsselrolle zufallen. Sofern sie spielt - ihre Aufstellung behielt Bundestrainerin Barbara Rittner vor der Auslosung am Freitag (13.00 Uhr) geheim. Alternativen fürs Einzel wären auch die beiden Melbourne-Achtelfinalisten Annika Beck und Anna-Lena Friedsam, die vorerst als Ersatz dabei ist.

Allein könnte wohl auch Kerber, getragen von der Euphorie und dem frisch gewonnenen Glauben an sich selbst, die Schweiz auf dem Weg zum ersten deutschen Fed-Cup-Titel seit 1992 nicht besiegen. Zwei Punkte im Einzel kann die Weltranglisten-Zweite holen, drei sind notwendig. Für das Doppel voraussichtlich gegen die frühere Nummer eins und aktuelle Australian-Open-Gewinnerin im Doppel, Martina Hingis, wäre Kerber eine eher überraschende Alternative.

In den vergangenen beiden Jahren kam Petkovic meistens im Einzel zum Einsatz. Oft war auf die ehemalige Top-Ten-Spielerin Verlass, fünf von sechs Partien entschied sie für sich. Zum Auftakt der neuen Saison sorgte die French-Open-Halbfinalistin von 2014 jedoch - konträr zu Kerber - für sportliche Negativschlagzeilen: In Melbourne scheiterte sie überraschend in Runde eins, an Elisaweta Kulitschkowa, einer Russin jenseits der Top 100. „Sie macht auf mich einen sehr stabilen Eindruck, hat ihr Tief vom Ende des vergangenen Jahres absolut überwunden“, erklärte Rittner dennoch. 2015 erlebte Petkovic schwierige Phasen, zog am Ende eine längere Pause in Betracht.

An ein Karriere-Ende dachte einst gar Kerber, als sie 2011 eine Erstrunden-Pleite an die andere reihte und in der Rangliste absackte. Die Darmstädterin Petkovic - damals die deutsche Tennis-Vorzeige-Dame - riet ihr zu einem Trainingscamp in der Akademie der früheren Profis Rainer Schüttler und Alexander Waske. Kerber zog wenig später ins Halbfinale der US Open ein, ihr Aufstieg in die Weltspitze begann.

Kerbers größter Karriere-Erfolg vom vergangenen Samstag inspiriere sie noch mehr, weil sie „auch dabei war, als sie schwierige Zeiten hatte“, sagte Petkovic. Sei sei „den ganzen Kampf ein Stück weit mitgegangen“. Kerber hat der deutschen Damen-Generation mit Petkovic und der früheren Wimbledon-Finalistin Sabine Lisicki, die beim Fed Cup diesmal fehlt, aufgezeigt, was möglich ist. Natürlich hätte sie gern mit „der Angie“ getauscht, erklärte Petkovic. Sie empfinde deswegen jedoch keinen Druck, sondern Motivation. „Ob man das am Ende wirklich schafft, steht auf einem völlig anderen Blatt.“