Kohlschreiber feiert dritten Turniersieg in München
München (dpa) - Lokalmatador Philipp Kohlschreiber verließ den geliebten Center Court in München glücklich und erschöpft - und als Besitzer eines weiteren Sportwagens.
Der Davis-Cup-Spieler aus Augsburg konnte zum dritten Mal in seiner Tenniskarriere das Sandplatzturnier in der bayerischen Landeshauptstadt gewinnen. „Ich bin sprachlos. Es ist ein Hammerturnier, hier habe ich auch wieder meine Glücksbringer versammelt“, sagte der umjubelte Kohlschreiber bei der Siegerehrung, bei der er den Pokal küsste.
Der 32-Jährige setzte sich in seinem fünften Endspiel bei den BMW Open im Generationenduell gegen den zehn Jahre jüngeren Österreicher Dominic Thiem mit 7:6 (9:7), 4:6, 7:6 (7:4) durch. Es war ein packender und immer wieder attraktiver Schlagabtausch, den Kohlschreiber nach zweieinhalb Stunden mit dem insgesamt dritten Matchball erfolgreich beenden konnte. Nach seinem entscheidenden Rückhand-Volley warf er den Schläger auf den Boden, fasste sich mit beiden Händen an den Kopf und umarmte dann seinen Gegner am Netz. „Es war ein spannendes und für mich schmerzhaftes Finale“, kommentierte Thiem. „Dominic, du wirst das Turnier noch gewinnen. Es war ein Riesenspiel, es hat Monsterspaß gemacht“, sagte Kohlschreiber.
Der Routinier hatte seine Finalankündigung vor den 5000 Zuschauern wahr gemacht. „Ich will es den jungen Spielern noch mal zeigen“, hatte er erklärt. Für seinen dritten Heimsieg nach 2007 und 2012 erhielt der beste deutsche Tennisspieler 82 450 Euro. Und den Center Court durfte er in einem flotten Cabrio des Turniersponsors verlassen. „Bis 2017, ich werde wieder da sein“, versprach Kohlschreiber den Fans. Es war sein insgesamt siebter Turniersieg auf der Profitour.
Am Tag der Arbeit musste Kohlschreiber in seinem „Wohnzimmer“, wie er den Hauptplatz auf der Anlage des MTTC Iphitos bezeichnet, ganz schön schuften. Spannend und begeisternd verlief vor allem die Endphase des ersten und dritten Durchgangs. Kohlschreiber schlug dabei insgesamt dreimal erfolglos zum Satzgewinn auf, im ersten bei 5:4 und 6:5, im dritten bei 5:3. In den beiden Tiebreaks aber war er hellwach.
Im ersten führte Thiem schon mit 4:1, ehe sich Kohlschreiber zurückkämpfte. Thiem vergab beim Stand von 6:6 eine Großchance bei einem Schmetterball, den sein Gegner spektakulär kontern konnte. Beim achten Satzball für Kohlschreiber landete schließlich eine Vorhand des Österreichers im Netz. Thiem demonstrierte aber, wie gut er schon mit 22 ist. Den zweiten Satz dominierte er. Im dritten ging es nach zwei von Thiem abgewehrten Matchbällen wieder in den Tiebreak - und wieder setzte sich der Erfahrene gegen den Jungstar durch.
Der an Nummer vier gesetzte Kohlschreiber hatte auf dem Weg ins Endspiel keinen Satz verloren. Im Halbfinale besiegte er am Samstag den Italiener Fabio Fognini souverän mit 6:1, 6:4. „Es gibt wenig zu meckern. Ich bin selbst ein bisschen überrascht von den deutlichen Ergebnissen in dieser Woche“, sagte ein glücklicher Kohlschreiber.
Der Weltranglisten-15. Thiem musst wesentlich mehr Kraft aufwenden, um als erster Österreicher seit Thomas Muster 1990 das Endspiel in München zu erreichen. Im Semifinale benötigte er mehr als zwei Stunden, um das deutsche Talent Alexander Zverev mit 4:6, 6:2, 6:3 niederzuringen. „Ich habe schlechter aufgeschlagen als in den Tagen zuvor. Ich hatte kaum freie Punkte“, sagte der 19 Jahre alte Zverev nach einer insgesamt guten Woche.