Kohlschreiber sorgt für magische Momente - nun Djokovic
New York (dpa) - Diesmal wird Boris Becker ihm keine Tipps geben. Wenn Philipp Kohlschreiber am Montag im Achtelfinale der US Open den Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic herausfordern wird, sind die Rollen klar verteilt.
Auf der einen Seite der Wimbledonsieger mit seinem prominenten deutschen Coach als klarer Favorit, auf der anderen der Underdog aus Augsburg, der nach einer weiteren Gala-Vorstellung gegen John Isner den Amerikanern das Heimspiel in Flushing Meadows verdarb.
Zum dritten Mal nacheinander sah sich der beste deutsche Tennisprofi in der dritten Runde von New York mit dem 2,08 Meter langen Aufschlagmonster konfrontiert. Isner schlug am Samstag im Louis-Armstrong-Stadium 42 Asse, kassierte nicht ein einziges Break - und musste sich nach mehr als drei Stunden doch geschlagen geben. 7:6 (7:4), 4:6, 7:6 (7:2), 7:6 (7:4) gewann Kohlschreiber und entschied auch das dritte Duell mit der amerikanischen Nummer eins für sich.
Wieder einmal sorgte ausgerechnet der aus dem Davis-Cup-Team ausgebootete Bayer für die magischen Momente beim letzten Grand-Slam-Turnier des Jahres. Als einziger von anfangs 14 deutschen Profis hat es der oft zum Bad Boy abgestempelte Kohlschreiber in die zweite Woche geschafft. Die hochgehandelten Angelique Kerber, Andrea Petkovic und Sabine Lisicki verabschiedeten sich am Wochenende nach teilweise deprimierenden Darbietungen. Peter Gojowczyk, Matthias Bachinger oder Jan-Lennard Struff ließen in Runde eins aufhorchen, die Grand-Slam-Reife für die ganz großen Bühnen fehlt aber (noch).
„Es ist toll, noch im Turnier zu sein. Ich bin stolz, glücklich und auch ein bisschen kaputt“, sagte dagegen Kohlschreiber. Nach seinem Husarenstück gegen den Hünen feierten ihn nicht nur die deutschen Fangruppen im besten Fußballstadion-Habitus mit „Oh, wie ist das schön“-Gesängen. Auch das amerikanische Publikum klatschte fair Beifall und zollte anerkennend Respekt.
Und nun wartet die denkbar schwerste Herausforderung. „Es gibt wenig Geheimnisse. Er ist ein unheimlich guter Hartplatzspieler, der eigentlich keine Schwäche hat“, sagte Kohlschreiber über den siebenmaligen Grand-Slam-Champion. Selbstbewusst, wie er nun mal ist, betonte er aber auch: „Ich brauche mich nicht zu verstecken und werde alles tun, was in meiner Macht steht. Ich muss mein bestes Tennis spielen, um in die Situation zu kommen, ihn gefährden zu können.“
Mehrmals schon in diesem Jahr trainierte Kohlschreiber mit dem Serben - und erhielt dabei auch Tipps und Hilfestellungen von dessen Coach Becker. „Es ist ein total toller Kontakt entstanden. Mit Boris gibt es immer wieder den einen oder anderen Austausch“, verriet Kohlschreiber. Nur am Montag wird er darauf verzichten müssen.