Nadal in Paris Final-Favorit gegen Ferrer
Paris (dpa) - Alle Statistiken sprechen vor dem French-Open-Finale wieder einmal für Rafael Nadal. Gegner David Ferrer sieht sich in seinem ersten Grand-Slam-Endspiel am Sonntag als Außenseiter gegen seinen spanischen Landsmann.
Nur: Der Tennis-Herrscher von Paris will trotz seines grandiosen Halbfinal-Erfolges über Branchenführer Novak Djokovic von all dem nichts hören.
„Ich werde gegen einen unglaublichen Spieler mit hohem Niveau spielen. Solange ich den Pokal nicht in den Händen halte, denke ich an nichts anderes“, sagte Nadal. Die Aufholjagd gegen Djokovic zum 9:7 im fünften Satz beschäftigte ihn nicht lange. „Heute ist ein neuer Tag, meine Gefühle verblassen“, meinte der 27-Jährige.
Zufrieden ist der Weltranglisten-Vierte erst, wenn ihm Sprintstar Usain Bolt nach dem Finale den Musketier-Cup übergeben sollte. Es wäre das sage und schreibe achte Mal - und das erste, dass ein Spieler so oft dasselbe Grand-Slam-Turnier für sich entscheidet.
Natürlich ist das Kraftpaket aus Mallorca glücklich darüber, wie er nach dem mühsamen Auftakt gegen den Deggendorfer Daniel Brands in der zweiten French-Open-Woche wieder zu großer Form aufgelaufen ist. Natürlich freut es Nadal, dass er nach seiner siebenmonatigen Verletzungspause wegen Knieproblemen seinen Titel im Stade Roland Garros verteidigen kann.
Nadal erinnerte an seine Rückkehr Anfang Februar beim Turnier im chilenischen Viña del Mar. Dort sei es ihm nicht gut gegangen, so dass er nicht an das nächste Turnier in Sao Paulo gedacht habe. Dort habe er sich keine Gedanken über den nächsten geplanten Auftritt in Acapulco gemacht. Dort habe er gemerkt, dass es seinem linken Knie bessergehe und sich entschieden, es bei der US-Hartplatzsaison und dem Masters-Turnier in Indian Wells zu versuchen. Seit dem Comeback hat er sechs Titel geholt, in Paris baute er seine Karrierebestmarke auf neun Endspiel-Teilnahmen nacheinander aus.
„Das finde ich erstaunlich“, meinte Nadal zu seinem Finaleinzug, „aber mein Ziel ist, zu 100 Prozent weiterzumachen. Ich könnte sehr zufrieden sein mit dem, was ich erreicht habe, aber das Turnier ist noch nicht vorbei.“
Ins vierte spanische French-Open-Endspiel nach 1994, 1998 und 2002 geht Nadal mit einer 19:4-Bilanz gegen Ferrer. Achtmal bezwang er den Weltranglisten-Fünften zuletzt, stets auf Sand und viermal davon in Endspielen. Jüngst setzte sich der Linkshänder mit einiger Mühe in Rom durch.
Für ihn spricht seine enorme Endspielerfahrung, während Ferrer vor seiner Final-Premiere einräumte: „Ich werde sicher ein bisschen nervös sein.“ Zudem sei es am schwierigsten, auf der roten Asche gegen Nadal zu gewinnen. Aber: Ferrer brauchte nur zwei Stunden für seinen Halbfinal-Erfolg über den Franzosen Jo-Wilfried Tsonga, Nadal rackerte viereinhalb Stunden. „Ich bin nicht müde, das ist wichtig“, betonte der nur 1,75 Meter große, enorm schnelle und überaus fitte Ferrer. Doch selbst wenn Nadal irgendwann Müdigkeit spüren sollte - sein Titelhunger war bisher stets größer.