Neuanfang mit Rückkehrer: Pilic als DTB-Berater
Berlin (dpa) - Rückkehrer Niki Pilic und der bisherige Assistent Michael Kohlmann sollen den Zwist im deutschen Herren-Tennis vergessen lassen und das Davis-Cup-Team zu einer erfolgreichen Einheit formen.
Der einstige deutsche Team-Kapitän Pilic wird zukünftig als Berater arbeiten, Kohlmann die Rolle des Teamchefs übernehmen. „Ich glaube, wir haben einen optimalen Wurf gemacht. Wir sind gut für die Zukunft aufgestellt“, sagte der Vize-Präsident des DTB, Dirk Hordorff, der Deutschen Presse-Agentur.
Mit der Wunschlösung Boris Becker hatte es nicht geklappt - weniger als einen Monat vor dem Erstrunden-Spiel gegen Frankreich haben die DTB-Verantwortlichen aber damit eine Lösung für die Nachfolge von Carsten Arriens gefunden. Vom 6. bis 8. März treten die deutschen Herren in Frankfurt am Main an.
Pilic zeigte sich über seinen neuen Job selbst überrascht. „Ich wurde gestern zweimal vom Deutschen Tennis Bund telefonisch kontaktiert“, erklärte der 75-Jährige dem „Tennismagazin“. „Dann habe ich gesagt: Klar, mache ich das! Ich helfe dem deutschen Davis Cup-Team gern.“ Mit Kohlmann hatte sich Pilic nach eigenen Angaben noch nicht besprochen, er betonte aber: „Ich mache im Job keine halben Dinge!“
Kohlmann wurde mit einem Vertrag für dieses Jahr ausgestattet und würde in seiner Amtszeit den suspendierten Philipp Kohlschreiber gern in die Mannschaft zurückholen. „Mein Ziel ist es, das bestmögliche Team zusammenzustellen“, erklärte der bisherige Assistent. „Von daher ist es die Aufgabe von mir, die Gespräche schnell zu führen.“ Auch Pilic sieht „keinen Grund“, warum Kohlschreiber nicht spielen sollte. „Ich kenne ihn sehr gut und bin sicher, dass man eine gute Basis schaffen kann, um ihn wieder in das Team zu integrieren.“
Kohlmann fungierte bislang als Co-Trainer und bleibt auch weiterhin für den Nachwuchs zuständig. „Es ist schon naheliegend, dass er sehr informiert einsteigen kann“, begründete Hordorff. Der 41-Jährige sei in Spielerkreisen sehr beliebt, erklärte der ehemalige Teamchef Patrik Kühnen bei Sky. Er sei ein toller Mannschaftsspieler, habe menschliche Vorzüge und könne auch taktische Marschrouten vorgeben.
Mit dem inzwischen 75-jährige Pilic will sich der frühere Profi eng austauschen. Der Kroate, der Deutschland 1988, 1989 und 1993 zum Davis-Cup-Sieg führte, werde die ganze Woche vor einem Spiel „nah“ bei der Mannschaft sein. Auch über die Aufstellung werde man sich im Stab beraten. „Am Ende werde ich die Mannschaft aufstellen und die Verantwortung übernehmen“, stellte Kohlmann klar.
Die Verpflichtung von Pilic sehe er ausschließlich positiv. „Über ihn muss man nicht viele Worte verlieren“, erklärte Kohlmann. „Wenn man die Chance hat, mit ihm zusammenzuarbeiten, wäre es blöd das nicht zu tun.“ Ebenfalls in beratender Funktion gewann Pilic mit Serbien schon die begehrteste Trophäe im Mannschafts-Tennis.
„Das finde ich toll, dass ein Mann wie Pilic zurückkommt, in eine Rolle, die Michi Kohlmann gut tun wird“, erklärte der frühere Teamchef Patrik Kühnen bei Sky. Hordorff meinte: „Niki Pilic ist für jedes Davis-Cup-Team der Welt eine Bereicherung.“
Um Kohlmann und Pilic hat der DTB hat einen großen und prominenten Betreuerstab zusammengestellt: Der frühere Hallen-Weltrekordler im Hochsprung, Carlo Thränhardt, wird Fitnesscoach, Klaus Eder Physiotherapeut. Als Co-Trainer soll Dirk Dier arbeiten, der diese Funktion auch beim Fed-Cup-Team von Barbara Rittner ausübt. Klaus Eberhard werde ähnlich wie Oliver Bierhoff im deutschen Fußball als Teammanager fungieren. „Wir haben ein rundes Team um das Team gebaut“, erklärte Hordorff.
Hordorff war bei der Suche der entscheidende Mann. Er führte für das Präsidium die Gespräche mit den potenziellen Kandidaten und musste dabei auch Anfang der Woche eine Absage von Becker hinnehmen. Vor zehn Tagen musste Arriens auch wegen des Streits um Spitzenspieler Kohlschreiber gehen.
Die Verantwortlichen wollen, dass der umstrittene 31-Jährige wieder ins Team zurückkehrt. Für eine Begnadigung hatte sich jüngst sogar Becker ausgesprochen. Bei den Australian Open hätte der Streit ausgeräumt werden sollen. Arriens selbst hatte den Schritt zu Jahresbeginn angedeutet. Dann aber ließ er Hordorff und Kohlschreiber vergebens warten. Sein Nachfolger Kohlmann sagt nun über seine neue Herausforderung: „Ich habe richtig Lust auf diese Aufgabe.“