Ohne Coach aus Tief: Kohlschreiber will angreifen
Hamburg (dpa) - Eine richtige Erklärung, warum es mit dem neuen Trainer schon wieder nicht passte, hat Philipp Kohlschreiber nicht. „Ich kann mich nicht selbst auswechseln“, sagt der 27-Jährige. „Ich habe noch nie so hart trainiert, aber wir haben aneinander vorbeigeredet.“
Gerade einmal zehn Monate begleitete ihn Miles MacLagan aus Zimbabwe auf der Tennis-Tour, doch die Erfolge blieben aus, Kohlschreiber verlor enge Matches und rutschte auf Weltranglistenplatz 43 ab.
„Die Zeit läuft zu schnell davon, ich will jetzt auf einen grünen Zweig kommen“, erzählt der Augsburger, der in dieser Saison nur mit seinem Titel in Halle aufhorchen ließ. Im Davis-Cup-Viertelfinale verlor er gegen den Franzosen Gael Monfils (ATP 7), der in Hamburg an Nummer eins gesetzt ist. Im dritten Satz von Stuttgart hatte Kohlschreiber Chancen auf die Wende, nutzte sie aber wieder einmal nicht. „Ich bekomme keine Panik, aber dieses Jahr ist einfach schlecht“, bilanziert Kohlschreiber. „Ich schaue, dass ich gestärkt aus diesem Tief herauskomme und im nächsten Jahr die Top 20 angreife.“
Um optimal vorbereitet am Rothenbaum aufzuschlagen, ließ der eigenwillige Tennisprofi das Stuttgarter Turnier aus, reiste schon früh an die Alster, um auf dem schweren Sand zu trainieren. Am Dienstag wartet Vorjahressieger Andrej Golubew in der ersten Runde auf ihn. Der Kasache reist aber nicht mit der besten Bilanz in den Norden: 2011 stehen nur zwei Siege, dafür elf Niederlagen in Serie zu Buche.
„Da muss man ganz vorsichtig sein, vielleicht kommt er nach Hamburg, erinnert sich an seinen großen Erfolg“, warnt Davis-Cup-Kapitän Patrik Kühnen. „Aber ein Kohlschreiber in guter Form kann auch - wie im letzten Jahr Florian Mayer - das Halbfinale erreichen.“ 18 Jahre ist es her, dass zuletzt ein Deutscher das Traditionsturnier gewann und so sehr Michael Stich als letzter Sieger und heutiger Cheforganisator darauf hofft - Kohlschreiber müsste sich schon sehr steigern, um das zu schaffen.
„Ich traue ihm den nächsten Schritt zu, das Potenzial hat er“, sagt Kühnen, der daran erinnert, dass der Österreicher Jürgen Melzer auch erst mit 28 Jahren den Durchbruch schaffte. Ohne Coach will Kohlschreiber in den nächsten Wochen auf dem Platz wieder „er selbst sein: lockerer und freier“.