Petkovic will mehr - Aber nun gegen Nummer eins

New York (dpa) - Erstmals seit 17 Jahren haben es wieder zwei deutsche Tennis-Damen in ein Grand-Slam-Viertelfinale geschafft. Andrea Petkovic folgte Angelique Kerber und ist damit längst nicht zufrieden.

Kerbers Spiel wurde am Dienstag wie der Rest des Programms wegen Regens abgesagt.

Beim härtesten Grand-Slam-Turnier gegen die Nummer eins der Welt - Andrea Petkovic kann im Viertelfinale der US Open in New York beweisen, ob sie schon das Zeug zum neuen deutschen Tennis-Champion hat. „Dreimal Viertelfinale bei einem Grand Slam ist super, und ich freue mich darüber, aber jetzt will ich auch mehr“, verkündete Petkovic vor dem Duell gegen die Dänin Caroline Wozniacki selbstbewusst.

Auch Angelique Kerber trug ihren Teil zum erfolgreichen Auftritt der „deutschen Frauleins“ („Los Angeles Times“) in New York bei. So stark waren die deutschen Ladies bei einem Grand Slam-Turnier zuletzt 1994 bei den French Open, als ebenfalls zwei das Viertelfinale erreicht hatten. Bei den US Open ist dies sogar schon 24 Jahre her. Das größte Match in Kerbers Karriere gegen die Italienerin Flavia Pennetta fiel am Dienstag aber wie das komplette Programm dem Dauerregen zum Opfer und findet frühestens am Mittwoch statt.

„Fraulein Fun wartet immer noch auf ihren Durchbruch bei einem Grand Slam-Turnier“, hatte die Zeitschrift „Sports Illustrated“ vor Turnierbeginn über Petkovic geschrieben. Jetzt kann sie trotz lädierten Knies bei einem Sieg gegen Wozniacki den nächsten Karriereschritt machen. Auch die Branchenführerin ist noch ohne Grand-Slam-Titel.

Während Petkovic beim 6:1, 6:4 im Achtelfinale über die Weltranglisten-76. Carla Suarez Navarro aus Spanien nur am Ende zittern musste, schien Wozniacki fast schon geschlagen. Beim 6:7 (6:8), 7:5, 6:1 über die Russin Swetlana Kusnezowa stand die Favoritin mit dem Rücken zur Wand. Nach 1:4-Rückstand im zweiten Satz schaffte Wozniacki aber wie vor zwei Jahren an gleicher Stelle die Wende gegen die Titelträgerin von 2004. Nötig waren dafür drei Stunden Schwerstarbeit.

Für den einstigen US-Superstar Chris Evert gibt es dennoch keinen Zweifel, dass Wozniacki am Mittwoch auch die deutsche Nummer eins ausschalten wird. „Petkovic hat nicht die Waffen. Ihr zweiter Aufschlag ist schwach. Caroline wird ihn attackieren und nach so einem Match noch einen Gang hochschalten“, sagte die frühere Weltranglisten-Erste als Kommentatorin des Sportsenders ESPN.

Wozniacki hat mehr Respekt vor Petkovic: „Sie ist in guter Form, sie ist eine gute Wettkämpferin, spielt hart von beiden Seiten und hat einen guten Aufschlag. Es wird kein leichtes Match“, meinte Wozniacki. In ihrer Box sitzt nun auch wieder Vater Piotr, den sie zuletzt als Trainer entlassen hatte.

Im direkten Vergleich steht es 1:1. Petkovic siegte auf Hartplatz in Miami und verlor auf Sand in Stuttgart. „In Miami habe ich sehr solide gespielt und jeden Punkt mit hoher Intensität gespielt. Ich habe keine Geschenke verteilt“, analysierte Petkovic. Die 23-Jährige zeigte weniger Nerven als Sabine Lisicki beim Achtelfinal-Aus tags zuvor. „Ich habe einen Weg gefunden, mit den gestiegenen Erwartungen klarzukommen“, erklärte die Weltranglisten-Elfte, die im Vergleich zur eigenen Achtelfinal-Pleite vor einem Jahr wie verwandelt wirkt.

Mittlerweile richtet Petkovic ihre Turnier- und Trainingsplanung darauf ein, die kompletten beiden Wochen bei einem Grand-Slam-Turnier zu verbringen. Ein Spiel nur genießen - das gibt es nicht mehr. Keine andere Spielerin außer ihr stand in dieser Saison bei drei der vier wichtigsten Turniere im Viertelfinale. Bei den Australian Open scheiterte sie an Li Na, bei den French Open an Maria Scharapowa. Nun ein Sieg - dann würde sie am Freitag, an ihrem 24. Geburtstag, das Halbfinale in New York bestreiten. „Ich hoffe es so sehr. Das wäre das schönste Geburtstagsgeschenk“, sagte Petkovic.

Ob sie schon reif ist für den ganz großen Triumph? „Darüber können wir reden, wenn ich im Halbfinale oder im Finale bin“, hatte sie vor dem Achtelfinale erklärt. Ein Wetterumschwung tat ihrem rechten Knie nicht gut. „Ich fühlte mich wie eine 80-Jährige“, scherzte sie, ließ sich ihren Meniskusseinriss gegen Suarez Navarro jedoch nicht anmerken und gewann beim letzten Aufschlagsspiel sogar einen spektakulären Ballwechsel mit 47 Schlägen.