Rittner nach Finaleinzug: „Auch Genugtuung für mich“
Brisbane (dpa) - Mit einem souveränen Halbfinal-Erfolg in Australien haben die deutschen Tennis-Damen das Endspiel im Fed Cup erreicht.
Bundestrainerin Barbara Rittner sprach kurz vor dem Rückflug in einem Telefon-Interview der Nachrichtenagentur dpa über den Stellenwert des Erfolges - und einen Anruf von Steffi Graf.
Immer wieder haben Ihre Spielerinnen in den vergangenen Tagen betont, dass sie unbedingt in dieses Finale wollen. Was waren Ihre ersten Gedanken, als Angelique Kerber den Matchball verwandelt hatte?
Rittner:Ich bin einfach nur saustolz auf das gesamte Team. Wir haben ein geiles Finale vor uns, das kann uns keiner mehr nehmen. Und wir haben jetzt ein paar Monate Zeit, uns auf das Endspiel zu freuen.
Am Samstagmorgen hat Steffi Graf bei Ihnen angerufen. Was hat Sie gesagt?
Rittner:Sie hat uns ganz viel Glück gewünscht. Und vor allem hat sie gesagt, dass wir schon jetzt stolz sein können, dass sich alle Spielerinnen klaglos zur Verfügung gestellt haben. Dass sie mitten in der Sandplatzsaison für ein paar Tage ans andere Ende der Welt fliegen, um Fed Cup zu spielen, verdiene großes Lob. So sehe ich das auch. Chapeau in alle Richtungen.
Die australische Teamchefin Alicia Molik hat Ihnen sehr freundschaftlich gratuliert. War sie sehr enttäuscht?
Rittner:Sie sagte nur, dass sie an beiden Tagen großartiges Tennis gesehen hat und dass wir absolut verdient gewonnen haben.
Als Angelique Kerber den ersten Satz gegen Samantha Stosur verloren hatte, haben Sie da an dem Erfolg gezweifelt?
Rittner:Da geht einem schon so alles Mögliche durch den Kopf. Ich dachte dann einerseits auch an das Match von Andrea (Petkovic). Würde sie es schaffen, dem Druck standzuhalten? Andererseits habe ich mich auch nach dem verlorenen ersten Satz zu meinem Team umgedreht und gesagt: Die Angie gewinnt das jetzt noch. Und als sie Anfang des zweiten Satzes mutiger gespielt hat, hatte ich ein gutes Gefühl.
Zum ersten Mal seit 1992 hat nun wieder ein deutsches Team die Chance auf den Titel. Ist Ihnen und dem Team die historische Bedeutung dieses Final-Einzugs bewusst?
Rittner:Das muss man jetzt erst einmal verarbeiten. Das dauert sicher noch ein paar Tage, bis uns das richtig bewusst wird. Wir haben nun Zeit, das zu genießen. Und ich glaube auch, dass dieser Erfolg den Spielerinnen für ihre Karrieren Kraft geben kann.
In den vergangenen Jahren haftete dem deutschen Fed-Cup-Team ja so ein wenig das Etikett Fahrstuhlmannschaft an.
Rittner:Ich habe immer an dieses Team geglaubt, auch wenn es mal nicht so lief. Wir haben uns dieses Finale absolut verdient. Und so ein bisschen ist es auch Genugtuung für mich, dass wir es jetzt auch denen zeigen konnten, die vielleicht nicht daran geglaubt haben.
Ihre Spielerinnen kündigten an, in den karierten Schlafanzughosen, die Sie alle als Gastgeschenk erhalten haben, zurückfliegen zu wollen. Ziehen Sie sich gleich am Flughafen um?
Rittner:Ich habe meine schon an.