Rittner und Fed-Cup-Team unter Druck: Nicht verlieren
Limoges (dpa) - Den gewaltigen Druck lässt sich Barbara Rittner nicht anmerken. „Wir wollen nicht über eine Niederlage nachdenken. Wir machen das Beste aus der Situation und haben immer noch ein super Team.
Die Chancen stehen 50 zu 50“, sagte die Fed-Cup-Chefin am Donnerstag der Nachrichtenagentur dpa. Nur eine Woche nach der deprimierenden Argentinien-Reise des Davis-Cup-Teams stehen die deutschen Tennis-Damen vor einer nicht minder schweren Aufgabe.
Ein Sieg in Frankreich und der erste Schritt zurück in die Weltgruppe der besten acht Nationen waren bis vor einigen Tagen noch fest einkalkuliert beim zuletzt nicht gerade erfolgsverwöhnten Deutschen Tennis Bund (DTB). Doch dann musste nach Andrea Petkovic auch Deutschlands Nummer eins Angelique Kerber verletzt passen. Die zuletzt stark aufspielende Paris-Siegerin Mona Barthel erklärte ihren Verzicht - und bei den Französinnen konnte sich die Weltranglisten-Zehnte Marion Bartoli zu einem Comeback durchringen.
So musste Rittner also für die Partie am Samstag und Sonntag auf Sand im Palais des Sports de Beaublanc in Limoges improvisieren. Julia Görges ist die neue Nummer eins und neben Sabine Lisicki für das Einzel gesetzt. Komplettiert wird das Team von Anna-Lena Grönefeld und Annika Beck.
Nicht gerade optimale Voraussetzungen also für den erhofften ersten Schritt zur Reparatur des Betriebsunfalls vor einem Jahr. Langfristig will Rittner mit ihrer nominell so vielversprechenden Auswahl um den Titel spielen. Weltgruppe II hatte keiner auf dem Zettel. Doch nach dem Abstieg musste sich auch die Bundestrainerin plötzlich kritische Fragen gefallen lassen. Von einem „Schicksalsspiel“ für ihre berufliche Zukunft war sogar die Rede.
Dabei ist die ehemalige Profispielerin ein ungeahnter Glücksfall für den DTB. Die 39-Jährige hat seit ihrem Amtsantritt 2005 professionelle Strukturen und eine vorbildliche Nachwuchsförderung etabliert. Zickenkriege sind aus ihrem Team nicht bekannt, drohende Konflikte zwischen den nicht immer einfachen Individualsportlerinnen hat Rittner stets intern geklärt. Klar in der Ansprache, aber auch versöhnlich und wenig nachtragend geht die Kölnerin ihrem Job nach.
Nach langen Verhandlungen hat sie ihren Vertrag beim DTB bis 2015 verlängert - und selbst bei einer Pleite würden sie sich im Verband davor hüten, die Teamchefin infrage zu stellen. „Ihre Arbeit zeigt deutlich Wirkung, daran würde auch eine Niederlage in Limoges nichts ändern. Wir werden auch zukünftig langfristige Perspektiven nicht kurzzeitigen Misserfolgen opfern“, sagt DTB-Chef Karl-Georg Altenburg und betont: „Ich glaube an den Erfolg unserer deutschen Damen.“